HERSBRUCK – Erzieher(in) war viele Jahre lang ein klassischer Frauenberuf, doch in letzter Zeit fangen immer mehr Männer eine Ausbildung im erzieherischen Bereich an – Tendenz steigend. Auch die Kinderkrippe an der Ostbahn darf sich seit dem 1. September 2011 über ihren ersten männlichen Erzieher freuen: David Ertel. Der 17-Jährige ist jetzt schon über drei Monate in der Einrichtung und hat so viel Spaß wie am ersten Tag. Auch die Kinder und Kolleginnen freuen sich über einen Mann im Team.
Alles hat mit einem Praktikum angefangen, das David Ertel im Kindergarten Altensittenbach absolvierte. Dort überzeugte er alle von seinem Können. Die Arbeit machte ihm sehr viel Spaß, so dass er sich entschloss, eine fünf Jahre dauernde Ausbildung im Kindergarten zu beginnen. Jetzt ist er seit über drei Monaten im Team der Kinderkrippe Ostbahn und betreut Jungen und Mädchen zwischen einem halben und drei Jahren.
„David ist eine echte Bereicherung für uns“, schwärmt Astrid Huber, die Leiterin der Krippe, „schon allein durch seine Stimme wirkt er anders auf die Kinder und die weiblichen Kolleginnen“. In der Tat geht Ertel viele Sachen unvoreingenommen an, ist dabei aber genauso sensibel wie der Rest der Erzieherinnen. Natürlich bringt er auch viele „männliche“ Aspekte mit. Zum Beispiel lieben es die Kinder ausgelassen mit ihm zu toben und ihre Kräfte zu messen. Gerade die Jungs entdecken viele technische Dinge mit David. Der Mann bringt eine Abwechslung ins Team, die es früher so nicht geben konnte, weil es ja überhaupt kaum männliche Erzieher gab.
Wahrscheinlich ist der Mangel an männlichem Personal in sozialen Einrichtungen auf das veraltete Rollenbild von Mann und Frau zurückzuführen. „Die Frau war immer für den Haushalt und die Kinder zuständig, aber das ist ja heute gar nicht mehr so“, sagt Ertel, „außerdem besteht unser Beruf aus mehr als nur ein bisschen auf die Kinder aufzupassen“.
Der Bildungs- und Erziehungsplan (BEP) ist ähnlich einem Lernplan in der Schule. Dieser Plan dient den Erziehern als Grundlage für ihre Arbeit und betont den großen Stellenwert der frühkindlichen Bildung. Alle Kinder sind verschieden, man muss sich auf immer neue Situationen einstellen. David: „Es gibt kein 0815-Schema, das sich auf alle Kinder anwenden lässt – das macht den Beruf so spannend.“
Ein weiterer Grund für den Mangel an männlichen Erziehern generell ist die immer noch schlechte Bezahlung im erzieherischen Bereich. Der finanzielle Aspekt steht für Ertel aber hinten an, denn „Erzieher wird man eher durch eine innere Berufung und nicht wegen des Geldes“. Ab September 2012 möchte er sein Fachabitur und mehrere Praktika in anderen Einrichtungen machen, um zusätzliche Erfahrung zu sammeln. Danach steht dem Sozialpädagogikstudium nichts mehr im Wege. Ertel ist sich sicher, „der Beruf des Erziehers ist genau das Richtige für mich“.
Dennis Haas