Interview zur „Woche der Wiederbelebung“

„Weniger denken, mehr handeln“

HERSBRUCKER SCHWEIZ – Zeuge eines Herz-Kreislauf-Stillstandes zu werden, kann jeden von einer Minute auf die andere treffen. Dann ist die große Herausforderung, trotz des Schocks zu handeln. Am Montag beginnt die unter der Schirmherrschaft des Bundesgesundheitsministeriums stehende „Woche der Wiederbelebung“. Andreas Krämer, Ausbildungsleiter beim ASB Regionalverband Jura und hauptberuflicher Notfallsanitäter, klärt über die Laienreanimation auf.

Was sollten Angehörige oder Passanten tun, wenn eine Person einen Herz-Kreislauf-Stillstand erleidet?

Andreas Krämer: Zuerst ist es wichtig, die Panik über die plötzlich eingetretene Situation möglichst schnell zu unterdrücken und einfach nur zu agieren, frei nach dem Motto: „Weniger denken, mehr handeln.“ Mit den Handlungsschritten Prüfen (Bewusstsein und Atmung) – Rufen (Hilfe bzw. 112) und Drücken (Brustkorb mittig, beherzt, kräftig) kann man die Zeit bis zum Eintreffen weiterer Helfer überbrücken.

Warum ist es so wichtig, mit der Herzdruckmassage sofort zu beginnen?

Ab der Sekunde, wo ein Mensch aufhört zu atmen, kann auch davon ausgegangen werden, dass der Herzmuskel seine Arbeit einstellt. Der Ersthelfer muss die Pumpfunktion des Herzens von außen übernehmen, damit der Organismus weiter mit Blut und somit mit dem lebenswichtigen Sauerstoff, der sich noch darin befindet, versorgt wird. Jede Minute, die ohne Herzdruckmassage verrinnt, steigert die Gefahr, dass das Gehirn unwiderruflich geschädigt wird, und mindert die Chance extrem, dass der Herzmuskel wieder von selbst zu schlagen beginnen kann.

Wie erkennt man die ernste Situation?

Sehr einfach: Wenn ein Mensch auf Ansprechen und leichtes Schütteln keine Regungen zeig,t ist er bewusstlos. Dann muss noch die Atmung geprüft werden, indem der Kopf des Patienten in beide Hände genommen und in den Nacken gelegt wird. Jetzt kann der Ersthelfer hören beziehungsweise fühlen, ob ein Atemgeräusch oder ein Luftzug bei der Ausatmung vorhanden sind und sehen, ob der Brustkorb sich hebt und senkt. Sollte dies nicht der Fall sein, hat die Person einen Atemstillstand und es ist davon auszugehen, dass auch der Herzmuskel nicht mehr schlägt. Der Ersthelfer sollte auf sich vertrauen, wenn er denkt, dass ein Mensch nicht mehr atmet. Es ist auch für den Laien nicht schwer zu erkennen.

Andreas Krämer ist Ausbildungsleiter beim ASB Regionalverband Jura. | Foto: privat2018/09/Leitung.jpg

Kostet aber die Mund-Nase- oder Mund-Mund-Beatmung nicht einiges an Überwindung?

Wenn man nicht von direkten Angehörigen spricht, dann mag das sicherlich so sein. Da es aber ohnehin wichtiger ist, die Herzdruckmassage durchzuführen, kann man im Zweifel auch auf die Beatmung verzichten. Goldstandard wäre natürlich die Kombination aus Beatmung und Druckmassage. Bevor man allerdings aus Angst vor der Beatmung beides nicht macht, sollte man besser nur auf das Beatmen verzichten und sich auf das Drücken des Brustkorbes konzentrieren. Im übrigen bietet der ASB wie auch andere Hilfsorganisationen regelmäßig Erste-Hilfe-Kurse an, wo das Handeln trainiert werden kann.

Haben Sie schon erlebt, dass das unmittelbare Handeln einem Menschen das Leben gerettet hat?

Es kommt leider viel zu selten vor, aber ja, ich hatte schon das Vergnügen, einen Menschen weiter behandeln zu dürfen, der nur durch das schnelle Eingreifen von Ersthelfern überlebt hat. Wenn man bedenkt, dass nach vier Minuten ohne Herzdruckmassage das Gehirn unweigerlich Schaden nimmt, dann ist es für die damalige Situation umso erfreulicher für den Patienten, dass er es vollkommen ohne bleibende Schäden überstanden hat. Ohne die sofortige Hilfe durch Laienwiederbelebung wäre das nicht so gut ausgegangen.

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