Augen auf: Die Citta slow-Idee steckt in vielen Dingen

Leitete die Diskussion: 2. Bürgermeisterin Brigitta Stöber.2012/05/5_2_1_2_20120511_CITTA1.jpg

HERSBRUCK – „Citta slow existiert, man muss nur hinschauen“, waren sich die Mitglieder des Arbeitskreises Citta slow einig. Unter der Leitung der 2. Bürgermeisterin Brigitta Stöber trafen sich die Teilnehmer zu ihrem dritten Workshop im Stadthaus, um erste Ergebnisse aus den Arbeitsgruppen vorzustellen.

Dabei ging es vor allem darum, das „Citta slow-Bewusstsein“ der Bürger zu stärken. Viel zu wenige Hersbrucker, so der Eindruck der Teilnehmer, können sich mit der Philosophie identifizieren. Ob das auch am Namen liegen könnte, war ein heiß diskutierter Punkt. „Wörtlich übersetzt heißt slow nunmal langsam“, warf Herwig Danzer ein. Hersbrucks ehemaliger Bürgermeister Wolfgang Plattmeier verteidigte den von ihm in die Stadt gebrachten Titel: „Das hat absolut nichts mit langsam zu tun, die Bewegung steht für Lebensqualität.“

Darauf wird auch auf der offiziellen Citta slow-Website (www.citta slow.info) wertgelegt: Nachhaltige Umweltpolitik, Gastfreundschaft und die Wahrung regionaler Besonderheiten, Veranstaltungen und kulturelle Einrichtungen stehen ganz oben auf der Liste der Entwicklungsziele. Wochenmärkte, Städtepartnerschaften und innovative Technologien gehören zu den Stärken der Orte in der Vereinigung, die aus der „Slow-Food“-Idee als Gegenpol zur schnelllebigen „Fast-Food“-Kultur entstanden ist. „Slow-Food“ steht für geschmacklich und qualitativ hochwertigen Lebensmittelgenuss und wurde von einigen innovativen italienischen Bürgermeistern auf ihre Städte übertragen.

Einigkeit herrschte beim Arbeitskreis darüber, dass den Hersbrucker Bürgern dieses Lebensgefühl endlich nähergebracht werden müsse. Auch der Stadtrat sei gefordert, mehr Entscheidungen im Sinne der Citta slow-Bewegung zu treffen.

In einer Arbeitsgruppe hatten einige Mitglieder eine Präsentation erarbeitet, die Einrichtungen, Besonderheiten und Werte zeigte, die Hersbruck als Citta slow auszeichnen. Dazu zählte die Gruppe unter anderem die Bürgersolaranlage und den Klimaclub, Veranstaltungen wie das Ostersingen und das Gitarrenfestival oder die reizvolle Landschaft mit Hutanger und Rosengarten. „Wir müssen den Leuten nur mal zeigen, was Citta slow heißt und dass sie in Hersbruck schon lange existiert“, forderte Jürgen Winkler.

Mit der Raumplanungs-Studentin Viola Schulze Dieckhoff war eine echte Citta slow-Fachfrau zum Arbeitskreis gekommen. Sie schreibt momentan an ihrer Diplomarbeit zum Thema. Auf ihrer Reise durch zahlreiche deutsche Citta slow-Städte hat sie sich ein ausgeprägtes Fachwissen angeeignet. Das brachte die Studentin auch in die Diskussion im Arbeitskreis ein.

„Ich finde es sehr gut, dass in Hersbruck das Thema von unten angegangen und den Bürgern nicht von oben aufgezwungen wird“, meinte sie. In allen Städten, auch in Hersbruck, hat sie Bürger zu ihrer Meinung über den Ruf dieser speziellen Lebenseinstellung befragt: „Soll die Stadt noch langsamer werden?“, hätten viele Passanten ihr auch in Hersbruck geantwortet. Bei der Jugend sei allgemein nur wenig Wissen über die Citta slow-Vereinigung vorhanden, erzählte Schulze Dieckhoff.

„Vielleicht führen betont schnelle, zum Beispiel sportliche Aktionen zum Thema Citta slow in der Fußgängerzone dazu, dass die Bürger das Thema annehmen“, schlug sie vor. Ihre Diplomarbeit, die im Juli fertig wird, soll ein langfristiger Leitfaden für die Mitgliedsstädte werden.

Moderatorin Brigitta Stöber fasste die Erkenntnisse der Sitzung zusammen: „Es gibt viele Möglichkeiten, den Hersbrucker Bürgern das Konzept näherzubringen.“ Dr. Klaus Reichel regte an, in Zukunft mehr Bürgerfahrten in andere Citta slow-Städte zu organisieren und mit Gegenbesuchen auch den Tourismus in Hersbruck anzukurbeln. Auch eine prägnante Definition des Begriffs „Citta slow“ sei nötig, damit die Bürger sich mit ihm identifizieren können. „Wir müssen auch die Jugend mit dem Thema vertraut machen“, fand der ehemalige Lions-Präsident Dr. Heinrich Wällermann und schlug vor, Kontakt zum PPG aufzunehmen. Beim Bürgerfest im August will sich der Arbeitskreis mit einbringen, um das Citta slow-Gefühl auch den anderen Hersbruckern ins Bewusstsein zu bringen.

Der Citta slow-Arbeitskreis lädt Interessierte ein, beim nächsten Treffen – voraussichtlich Mitte Juni – dabei zu sein.

Nichts Neues verpassen! - Newsletter abonnieren