Schaden keine Katastrophe

Sieben Einbrüche sind im südlichen Bereich des Happurger Oberbeckens zu erkennen. Weitere Stellen könnten einsturzgefährdet sein und sollen nun zusätzlich überprüft werden. Grafik: Eon2011/03/18271_New_1300287670.jpg

HAPPURG — Frühestens im Sommer kann mit der Schadensbehebung und Sanierung des Oberbeckens im Happurger Pumpspeicherkraftwerk begonnen werden, das machten die Verantwortlichen des zuständigen Energieunternehmens Eon den Kreisräten in deren jüngster Sitzung klar. Nach dem Sachvortrag gab es Kritik von Seiten der Kreisräte am Energieversorger: Die Bürger fürchteten Sicherheitsmängel an der Anlage und fühlten sich nicht ausreichend informiert.

Bereits im Januar, sofort nachdem der Schaden bemerkt worden war, wurde das Wasser aus dem 1,8 Millionen Kubikmeter fassenden Oberbecken abgelassen. Die Schäden sind seitdem weithin sichtbar: Im südlichen Bereich des Beckens sind sieben tiefe Sohleeinbrüche zu erkennen, einer der Krater hat gar einen Durchmesser von rund 12,5 Metern. Hinzu kommen weitere Flächen, bei denen Einsturzgefahr bestehen könnte. Die Dämme aber seien zu keiner Zeit gefährdet gewesen, betonte Eon-Mitarbeiter Tobias Heiserer.

Was genau passiert ist, kann die Eon bislang noch nicht sagen. Handelt es sich um einen langsamen Erosionsprozess, bei dem plötzlich der Lehmboden, der das Becken auf natürliche Weise abdichtet, einbricht? Wurden Hohlräume unter dem kleinen See ausgespült oder gibt es gar ganz andere Ursachen? Das soll nun ab April durch umfangreiche Untersuchungen geprüft werden.

In dem 1958 gebauten Becken hatte es schon früher immer wieder Schadensfälle gegeben, zuletzt 1985. Nun sollen auch diese alten Stellen, die alle weiter nördlich liegen als die aktuellen Einbrüche, noch einmal gründlich unter die Lupe genommen werden. Hinzu kommen geotechnische Erkundungen durch Experten, Bohrungen und Schürfungen sowie eine umfangreiche Auswertung der Messdaten.

Je nach Ergebnis könnten die Einbrüche, wie schon früher, mit einer Betonsuspension aufgefüllt werden, aber auch eine Betonplatte, die unter die komplette Störzone eingezogen würde, sei möglich. Ob mit den für dieses Jahr geplanten Sanierungsarbeiten des Beckens und der Behebung der Schäden überhaupt noch in diesem Jahr begonnen werden kann, sei fraglich.

Die Happurger Bürger wurden bereits bei einer Bürgerversammlung informiert, erklärte Heiserer. Heute Abend sind die Ellenbacher an der Reihe. Ende Juni, wenn weitere Daten vorliegen, will die Eon noch einmal zu einer Infoveranstaltung einladen und zum neuesten Stand berichten.

Zur Beruhigung der Bürger hat die Informationspolitik der Eon bislang aber offenbar nicht beigetragen. Etwa eine halbe Stunde lang löcherten die Kreisräte die Verantwortlichen mit Fragen. Norbert Dünkel (CSU) und Hersbrucks Bürgermeister Robert Ilg berichteten von Verunsicherung in der Bevölkerung. Bei einem Dammbruch oder größeren Leck wären viele Orte zwischen Happurg und Henfenfeld von Überschwemmungen bedroht, betonte Dünkel. Auch im aktuellen Fall sei eine Menge Wasser ausgetreten. „Die Bürger fragen sich, wohin das gelaufen ist und ob sich Schlammblasen gebildet haben.“ Kreisrat und ehemaliger Kreisbrandrat Bernd Pawelke (CSU) fragte nach, was denn im Fall eines Dammbruches der Katastrophenschutzplan vorsehen würde.

Der aktuelle Schaden sei ein ganz gewöhnlicher Störfall und in keiner Weise eine Katastrophe, betonte Heiserer. Für die Bevölkerung habe zu keiner Zeit Gefahr bestanden. Die Pläne für eine Evakuierung lägen bei der Katastrophenschutzbehörde, die ausführlich informieren könnte.

Thomas Beyer (SPD) hakte nach. Ihn beunruhige, dass die Eon erst Stunden nach dem Vorfall das Wasserwirtschaftsamt in Nürnberg erreicht hätte. „Was ist denn, wenn wirklich eine Katastrophe passiert?“ Es gebe für diesen Bereich nun einmal keine Rufbereitschaft, antwortete Landrat Kroder daraufhin. Darüber könne man generell sprechen.

Dass die Eon im Schadensfall kompetent vorgehen werde, bezweifle er nicht, sagte Wolfgang Plattmeier (SPD). Er kritisierte vielmehr die Öffentlichkeitsarbeit des Unternehmens. Offenbar seien die bisherigen Informationen für die Bevölkerung nicht ausreichend gewesen. Und Gerhard Kubek, Bürgermeister von Henfenfeld, der selbst am Tag nach dem Schaden informiert worden war, merkte an, dass die Gemeinde Engelthal erst aus der Zeitung davon erfahren musste. Hier gelobte die Eon Besserung. Man habe versucht, allen umfassend zu berichten.

Nichts Neues verpassen! - Newsletter abonnieren