Pumpspeicherwerk Happurg

Eon will Happurger Werk noch ausbauen

Keine Kraterlandschaft auf dem Mond, sondern das Happurger Oberbecken mit seinen etliche Quadratmeter großen tiefen Löchern. Foto: H. Neitz2011/01/5_2_1_2_20110125_EON.jpg

HAPPURG (gz) – Die Eon will das derzeit stillgelegte Pumpspeicherwerk in Happurg auf jeden Fall aufwändig sanieren, in der Kapazität leicht erweitern und auch künftig mit Personal vor Ort kontrollieren. Bereits am morgigen Mittwoch steht die Unternehmensleitung in öffentlicher Sitzung des Gemeinderats Happurg Rede und Antwort. Die Sitzung beginnt um 19.30 Uhr im Dorfgemeinschaftshaus Kainsbach.

Nach der Schnellleerung des Oberbeckens am letzten Dienstag werden Experten des Energieunternehmens Boden und Wände des bis zu 1,8 Millionen Kubikmeter fassenden Beckens gründlich untersuchen. Schon für den Laien sichtbar zeigen sich am Boden mehrere Quadratmeter große Löcher, die in die Tiefe gehen. Auch der stellvertretende Leiter des Wasserwirtschaftsamts Nürnberg, Rainer Ketterle, war vor Ort. Er wird bei der Sitzung am Mittwoch ebenfalls dabei sein. Für Amtsleiter Ulrich Fizthum ist wichtig, dass Eon am Dienstag schnell reagierte und seine Behörde über den Störfall informierte: „Im Moment besteht überhaupt keine Gefahr.“

Welche Wassermenge am Dienstag ungeplant aus dem zwei Drittel gefüllten Becken austrat, kann Eon-Pressesprecher Christian Orschler gegenüber der HZ nicht sagen. Es war aber in jedem Fall „eine ungewöhnlich große Menge“. Einen am Beckenrand sichtbaren Pegelabfall gab es aber nicht. Die jährlichen Stautests sowie ein 72-Stunden-Dauertest 2009 zeitigten in der Vergangenheit keine Auffälligkeiten. Auch die dazugehörigen Versuche, mit gefärbtem Wasser Flüssigkeitsaustritte zu entdecken, verliefen negativ, so Eon.

Schäden wie die jetzt zu Tage tretenden Löcher habe man an dem über 50 Jahre alten Becken zuletzt vor 25 Jahren gehabt. 1985 wurde der Beton gründlich saniert. Auch in diesem Jahr war eine komplette Sanierung des Beckens geplant — unabhängig vom aktuellen Schadensfall. Eon will für die Beckensanierung heuer 25 Millionen Euro investieren. Dafür werden das Kontrollsystem erneuert, die Drainagen verbessert und das Becken mit einer „geotextilen Tondichtungsbahn“ verstärkt, eine im Wasser aufquellende Betonitschicht.

Keine Stilllegung

Eine Stilllegung der Anlage ist auch nach der aktuellen Entwicklung kein Thema. Die ursprünglich für heuer vorgesehene Erneuerung des Kraftwerks selbst wird verschoben. Die Turbinen sind sehr langlebig, in Hessen betreibt Eon ein Pumpspeicherkraftwerk mit einer Wasserkapazität von 4,5 Millionen Kubikmeter. Die Anlage bei Waldeck ist 80 Jahre alt und gut in Schuss, so Orschler.

Der Unternehmenssprecher geht davon aus, dass nach einer gründlichen Analyse des aktuellen Schadensfalls und einer Gesamtuntersuchung des Oberbeckens die Sanierung dazu genutzt werden kann, die Kapazität des Beckens um zehn Prozent zu vergrößern. Dazu müsste u.a. die Staumauer erhöht werden. Die gesamte Baumaßnahme muss vom Landratsamt als Genehmigungsbehörde und vom Nürnberger Wasserwirtschaftsamt mit seinen Experten umfassend geprüft und genehmigt werden. Peter Kronau, Sachgebietsleiter für Wasserrecht im Landratsamt, kennt diese Pläne bisher nur mündlich. Diese „Stauzielerhöhung“ würde aber ein aufwändiges Planfeststellungsverfahren erfordern, das heißt: Die Pläne werden öffentlich ausgelegt, neben Fachbehörden können sich auch die betroffenen Bürger äußern, erst dann wird entschieden.

In jedem Fall will Eon den Betrieb des Kraftwerks fortsetzen. Denn in Zeiten erneuerbarer regionaler Energiequellen ist eine Anlage, die kurzfristig Energie speichern oder abgeben kann, von großem Wert. Sprecher Orschler tritt auch Befürchtungen entgegen, das Happurger Werk könnte künftig ohne Beschäftigte vor Ort betrieben werden. Zwar können schon heute die Ingenieure in der Landshuter Eon-Zentrale per Fernsteuerung in den Betrieb eingreifen. Aber auch künftig soll „Fachpersonal in Teamstärke mit einem Kraftwerksmeister“ in Happurg bleiben, um ständig Rundgänge und Sicherheitsüberprüfungen zu machen.

Über die Analyse des Störfalls und über alle Planungen will die Unternehmensspitze die Happurger am Mittwoch in öffentlicher Gemeinderatssitzung informieren. Im Februar folgt eine Postwurfsendung, im März eine Bürgerversammlung. Auch der Hersbrucker Stadtrat wird kurzfristig von Eon ins Bild gesetzt.

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