FEUCHT – Einen Tag vor Schulbeginn in Bayern legten die angehenden Lehrerinnen und Lehrer der Grund- und Mittelschulen im Nürnberger Land im Staatlichen Schulamt in Feucht in Anwesenheit ihrer Seminarleiterinnen und -leiter, der Schulräte Elisabeth Wolfermann und Gerald Klenk sowie des stellvertretenden Landrats Norbert Reh ihren Diensteid ab.
„Ich schwöre Treue dem Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland und der Verfassung des Freistaates Bayern, Gehorsam den Gesetzen und gewissenhafte Erfüllung meiner Amtspflichten,“ erscholl es aus dem Mund der Dienstanfängerinnen und -anfänger.
Aber was genau kann mit einer „gewissenhaften Erfüllung der Amtspflichten“ gemeint sein? Was bedeutet es, Lehrer, Lehrerin zu werden? Gerald Klenk ließ seine angehenden Kolleginnen und Kollegen in einer feierlichen Rede an einigen Gedanken zum Schuldienstbeginn teilhaben.
„Die Präsenz des Lehrers, der ganz in seiner Klasse aufgeht, ist sofort bemerkbar“, zitierte er den französischen Autor Daniel Pennac. „Der Lehrer kommt herein und ist vollkommen präsent, was sich an seinem Blick ablesen lässt, an seiner Art, die Schüler zu begrüßen, sich zu setzen, sein Pult in Besitz zu nehmen. Er ist nicht aus Furcht vor ihren Reaktionen zerstreut, hat sich nicht verschanzt, nein, er ist von Anfang an in seinem Element, ist da, er nimmt jedes einzelne Gesicht wahr, und die Klasse existiert unter seinem Auge sofort.“
Pflichtlektüre
Pennacs Buch „Schulkummer“ erklärte Klenk zur Pflichtlektüre. Es geht Klenk mit dieser Empfehlung nicht um ein methodisches oder theoretisches Wissen, sondern um die eigene Einstellung zum Beruf. Einem Lehrer müsse jedes einzelne Kind wichtig sein. Jedes Kind habe seinen eigenen Rucksack. Es gebe die Problem beladenen, schweren Ranzen und die leichten Taschen der Überflieger. Kinder lebten, wie auch die Erwachsenen nicht nur in der Schule, sondern in vielen verschiedenen Welten. Die Herausforderung, vor der ein Lehrer, eine Lehrerin stehe, sei die Vielfalt der Kinder anzunehmen.
Neben Pennacs „Schulkummer“ zitierte Klenk einen Mann, dessen Worte ihn selbst seit langem beschäftigten. „Wahrheit ist die Erfindung eines Lügners“, hat der Philosoph und Physiker Heinz von Foerster gesagt, der ebenfalls, in Anlehnung an Kants kategorischen, einen ethischen Imperativ formulierte: „Handle stets so, dass die Anzahl der Wahlmöglichkeiten größer wird!“
Er halte nichts von der Formulierung und der dahinter steckenden Idee, so Klenk, dass ein Lehrer einem Schüler etwas „beibringe“. In diesem Beibringen sei die Richtung vom Lehrer zum Schüler festgeschrieben. Schüler aber ließen sich nicht wie mit einem Nürnberger Trichter abfüllen. „Wenn ein Kind nicht lernen kann, dann hat das nichts mit Dummheit zu tun“, so Klenk.
Er wünschte den Referendaren, dass sie mit diesen Gedanken Lehrer werden, die sich nicht als Macher, die Unterricht machen, verstehen, sondern als Ermöglicher, die ihren Schülern Möglichkeiten, zu lernen, erschließen.
Neben Schulamtsdirektor Gerald Klenk richteten der Stellvertreter des Landrats Norbert Reh, die Seminarrektoren Jamina und Markus Drexl im Namen der Seminarleiter, die die Referendare in den kommenden zwei Jahren betreuen werden, sowie die Vorsitzende des örtlichen Personalrates, Monika Munker, ihre Grußworte an die angehenden Lehrkräfte.
Die Schulband der Mittelschule Altdorf unter der Leitung von Evelyn Meister sorgte für die musikalische Begleitung der Vereidigungsfeier.