Bebauungsplan bringt Pläne für Biosolarhaus ins Stocken

„Typisch fränkisch“

Wie steil ist steil genug? Über Kniestock und Dachneigung müssen sich Bauausschuss, Verwaltung und Bauherrin einig werden, damit in Moosbach irgendwann ein Biosolarhaus Wirklichkeit werden kann. | Foto: Fotolia2017/06/Feucht-Photovoltaik.jpg

FEUCHT – Julia von Ungern-Sternberg möchte in Moosbach bauen. Ein Einfamilienhaus soll es werden, nicht höher als die Häuser der Nachbarschaft. Und es soll ökologische Maßstäbe setzen, sogar mehr Energie erzeugen als verbrauchen und komplett ohne fossile Brennstoffe auskommen. Der einzige Haken: Kniestock und Dachneigung entsprechen nicht dem Bebauungsplan.

Diesen Bebauungsplan hatte die Marktgemeinde im Frühjahr 1996 erstellt. In einer Zeit, in der ein Castor-Transport nach Gorleben zum bis dato größten Polizeieinsatz der Bundesrepublik mutierte und die schwarz-gelbe Regierung einem Ausstieg aus der Atomenergie etwa so fern stand wie Deutschland seinem ersten grünen Ministerpräsidenten. Aus dieser Zeit also datiert der Bebauungsplan, der für die Grundstücke an der Sandäckerstraße eine „typisch fränkische Bauart“ vorsieht, wie es die stellvertretende Bauamtsleiterin Jeanette Thin in der Sitzung des Bauausschusses am Donnerstagabend bezeichnete. Typisch fränkisch, das bedeutet eine Dachneigung zwischen 45 und 48 Grad sowie einen Kniestock von maximal 50 Zentimetern. Von Ungern-Sternberg aber plant mit einer Dachneigung von lediglich 30 Grad und einem Kniestock von 1,57 Metern.

Traum vom Biosolarhaus

Bevor der Ausschuss in die Diskussion einstieg, erläuterte die Bauherrin ihr Vorhaben. Sie habe ein Biosolarhaus geplant, das nach einem Haus-im-Haus-Prinzip funktioniere. Dabei sorgt ein südseitig ausgerichteter Wintergarten für Lichteinfall und warme Luft, welche dann zwischen den beiden Häuten des Hauses zirkulieren kann. Weitere Heizenergie bezieht das Gebäude aus einer Photovoltaik-Anlage sowie einem Holzofen, der mit Holz aus dem eigenen Garten befeuert werden soll. Gespeichert wird die Wärme zunächst in einem Warmwasserpuffer, später auch in Akkus. Als „Zukunftsbauen“ titulierte von Ungern-Sternberg ihren Ansatz und verwies mehrfach auf die Gesamthöhe ihres Hauses, das die Nachbargebäude nicht übersteige. Der hohe Kniestock und die damit einhergehende flachere Dachneigung seien für das Funktionieren des Biosolar-Prinzips jedoch dringend erforderlich. Zudem gebe es im direkten Umfeld bereits Gebäude mit ähnlicher Dachneigung.

Räte von Idee sehr angetan

Dem widersprach Thin und verwies auf den Unterschied zwischen Bebauung in erster und zweiter Reihe an der Sandäckerstraße. Der Bebauungsplan diene hier einer städtebaulich angemessenen Nachverdichtung auf den hinterliegenden Grundstücken. „Und diese existierenden Hinterliegerbebauungen halten den Bebauungsplan alle ein.“ Deshalb sprach Thin dem Ausschuss die Empfehlung aus, dem Bauvorhaben nicht zuzustimmen. Die Ausschussmitglieder aber waren parteiübergreifend von der Idee des Energie-Plus-Hauses durchaus angetan.

„Im Hinblick auf die ökologische Bauweise sollte man eine Ausnahme machen. Es werden Ressourcen geschont, es wird auf regenerative Energien gesetzt, noch dazu in Holzbauweise. Ich könnte mich für eine Genehmigung aussprechen“, sagte etwa CSU-Gemeinderätin Karin Reiwe. Nach mehreren Wortmeldungen ähnlichen Inhalts merkte Thin jedoch an: „Ich gehe davon aus, dass das Landratsamt dem nicht zustimmen wird, weil diese Änderung den Grundzügen des Bebauungsplans widerspricht.“

Gemeinderat Lothar Trapp (SPD) schlug vor, dem Plan dennoch zuzustimmen, um so dem Landratsamt die Haltung des Bauausschusses zu verdeutlichen. „Man fragt sich schon, ob der Gemeinderat noch hinter dem Bebauungsplan steht“, meinte Bürgermeister Konrad Rupprecht und gab zu bedenken, dass der Ausschuss bei drei anderen Bauherren auf Einhaltung gepocht habe.

Schließlich entschied sich der Ausschuss für einen Kompromiss, nachdem Gerd Steuer (UCS) der Bauherrin vorgeschlagen hatte, zunächst einmal die Bauberatung des Landratsamtes zu konsultieren. Da von Ungern-Sternberg von dieser Stelle bislang nichts wusste, werde sie diese nun umgehend aufsuchen. Mit den Ergebnissen der Gespräche wird sich der Bauausschuss im Juli beschäftigen. Dann steht der Antrag erneut auf der Tagesordnung.

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