Feuchter Büro „Fischer Planen und Bauen meistert Herausforderung

„Himmelsleiter“ auf den Funkturm

Hat das Zeug zur Touristenattraktion: der einzige Antennenmast in Bayern mit Aussichtsplattform bei Pottenstein (links). Per Kran wurde die Aussichtsplattform auf den Funkturm bei Pottenstein gehievt (oben)2014/11/himmelsleiter_New_1416582302.jpg

FEUCHT/POTTENSTEIN – Seit Einführung des Mobilfunks vor 25 Jahren ist die „Fischer Planen und Bauen GmbH“ aus Feucht mit einem eigens dafür eingerichteten Team als Generalplaner in der Planung und Bauleitung von Mobilfunkstationen aktiv. Bisher wurden etwa 1800 Stationen in ganz Deutschland geplant und realisiert. Aufgrund dieses Know-hows wurde „Fischer Planen und Bauen“ auch von diversen bayerischen Staatsbauämtern mit der Planung von Mobilfunkstandorten für das Behördenfunknetz BOS in ganz Bayern beauftragt, unter anderem vom staatlichen Bauamt Bayreuth für den Bereich Oberfranken. Hoch über Pottenstein kann man nun das Highlight der bisherigen Arbeit sehen: den derzeit bayernweit einzigen Antennenmast für digitalen Behördenfunk mit einer öffentlichen Aussichtsplattform. Das inzwischen wegen seiner Form als „Himmelsleiter“ bezeichnete Objekt hat das Zeug, zur Touristenattraktion zu werden.

Stolz auf diesen Coup kann der Pottensteiner Bürgermeister Stefan Frühbeißer sein! Als es um den exponierten Standort im Landschaftsschutzgebiet ging, war er alles andere als erfreut. Weil im Falle einer Ablehnung staatliche Zwangsmaßnahmen drohten, setzte er alle möglichen Hebel in Bewegung und erreichte einen tragbaren Kompromiss: Pottenstein stimmt zu, wenn über einen Aussichtsturm ein „touristischer Mehrwert“ entsteht.

Und deswegen sollte es kein 0815-Aussichtsturm werden, sondern ein architektonisches Highlight, das der Lage im Schutzgebiet über der weithin bekannten Pottensteiner Burg gerecht wird.

Damit konfrontierte das Staatliche Bauamt Bayreuth das Feuchter Büro „Fischer Planen und Bauen“, das diese Herausforderung in sensibler Umgebung des Landschaftsschutzgebietes bravourös meisterte.

Die über 20 Tonnen schwere Kanzel, von der aus man ab Frühjahr nächsten Jahres bei guter Sicht den Blick bis ins Fichtelgebirge schweifen lassen kann, wurde vor wenigen Wochen als Krönung des Ganzen von einem Spezialkran auf die Spitze des Turms gehievt.

Derzeit wird an den umgebenden Freianlagen gearbeitet, die möglichst noch vor Wintereinbruch fertiggestellt werden sollen.

Anspruchsvolle Herausforderung

Der Turm war architektonisch wie statisch eine äußerst anspruchsvolle Herausforderung, musste er sich doch trotz seiner Größe irgendwie sensibel in das Natur- und Landschaftsschutzgebiet einfügen. Durch die Anordnung von nur drei nach oben auseinanderstrebenden und in unterschiedlichen Höhen endenden Außenstützen wird trotz der Gesamthöhe von 34,50 Metern (ohne Antennen) der riesigen Kanzel mit 8,80 Meter Durchmesser und einem Kanzelgewicht von über 20 Tonnen eine elegant-leichte und transparente Erscheinung erzielt. Dennoch bewegt sich der Turm an seiner Spitze nur um kaum spürbare, wenige Zentimeter.

Zunächst waren die drei Außenstützen, der umgebenden Natur entsprechend, zum Teil als Holzleimkonstruktion geplant, mussten dann aber aus statischen Gründen in eine Stahlkonstruktion umgewandelt werden.

Das besondere Konzept des Turmes ist, dass nicht einfach nur eine Treppe nach oben führt, sondern bereits mit dem Aufstieg (insgesamt 150 Stufen) ein außerordentliches Aussichts- und Naturerlebnis geboten wird.

Deshalb sind auf Höhe von 8,50 und 17 Metern, den Aussichtsmöglichkeiten folgend, jeweils um 60 Grad versetzte Zwischenaussichtsplattformen angeordnet, bis man schließlich auf einer Höhe von 25,50 Metern den Rundumblick genießen kann. Ausgeklügelte Details wie z.B. nicht sichtbar verlegte Regenfallrohre und Ähnliches unterstreichen die elegante Erscheinung.

Kein Plagiat

Für Irritationen im Zusammenhang mit der „Himmelsleiter“ sorgte kürzlich der Vorwurf des Heroldsbacher Designers Peter E. Mück, der eine Ähnlichkeit mit einem von ihm 2013 für die benachbarte Sommerrodelbahn entworfenen Turm sieht. Aber diese Planung, so die Betreiberfirma der Sommerrodelbahn, habe das Haus nie verlassen. Und auch Pottensteins Bürgermeister Frühbeißer bestätigt, dass die Planung des Designers Mück, entgegen dessen Behauptung, nie bei der Stadt Pottenstein eingereicht wurde.

Der im Raum stehende „Plagiatsvorwurf“ wird auch seitens des planenden Feuchter Büros Fischer entschieden zurückgewiesen. Auf Nachfrage unserer Redaktion verweist Architekt Werner Fischer darauf, dass man bereits am 29.11.2012 (!) verschiedene Entwurfsvarianten mit Datum 27.11.2012 beim Staatlichen Bauamt Bayreuth vorlegte, aus denen klar ersichtlich sei, „dass der Planung intensivste, eigene Überlegungen über die Architektur, insbesondere bezüglich der Einfügung in die Umgebung des exponierten und sensiblen Standorts vorausgingen.“ Und da Planen ein Prozess sei, wären die ersten Entwürfe natürlich bereits deutlich früher entstanden.

Eine der grundsätzlich unterschiedlichen Varianten habe schon damals die Grundform des nun realisierten Turmes gehabt. Der Ausführung des Turms in der heutigen Form habe der Pottensteiner Stadtrat bereits in seiner Sitzung am 10.12.2012 zugestimmt.

„Haben so etwas nicht nötig“

„Es war uns demnach nachweislich gar nicht möglich, die Planung Mück zu plagiieren, da sie uns weder zeitlich noch faktisch zur Kenntnis gelangen konnte, außerdem haben wir so etwas nicht nötig“, betont Architekt Werner Fischer gegenüber unserer Zeitung.

Auch die zuständige Abteilungsleiterin des staatlichen Bauamtes in Bayreuth, Stephanie Kreisel, versichert, dass dem Bauamt die Planungen von Peter Mück bis heute nicht bekannt sind. Der Auftrag an das Büro Fischer sei deshalb „völlig unvoreingenommen nach den Vorgaben des öffentlichen Vergaberechts im Rahmen der Umsetzung für den BOS Digitalfunk erfolgt.“

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