FEUCHT – Manfred Dauphin serviert einen ovalen Unterteller mit Zuckertöpfchen, Milchkännchen und einer Tasse Kaffee. Mit einem Handgriff schwappen ein paar Tropfen Milch in das tiefschwarze Heißgetränk, verwandeln es in eine trübe Melange. Ganz ähnlich verhält es sich mit der Zukunft des Café Bernstein und des Themenkunstvereins (TKV). Sie beide werden das Haus von Hans Joachim Strauß verlassen müssen.
Und nun die Milch: Bis 2021 dürfen sie mindestens noch bleiben. Das sichert ihnen der Hauseigentümer und stellvertretende TKV-Vorsitzende zu. Mittelfristig setzt er ganz auf die Entwicklungspläne des Markts Feucht für das Ortszentrum. Dort solle das Feuchter Kulturleben eine neue Bleibe finden.
Neue Bleibe für Kunst?
„Wenn ich jetzt Eigenbedarf anmelde, können wir den Verein sofort zu Grabe tragen“, sagt Strauß klar und deutlich. Doch der 74-Jährige denkt nicht an heute oder morgen, sondern an die Zukunft, an die Zeit, wenn seine Frau in Pension geht. Dann möchte er das Haus, in dem das Café Bernstein und dessen Galerie untergebracht sind, altersgerecht umbauen und darin wohnen. Zwar will sich Strauß nicht auf eine Jahreszahl festlegen, wann an der Fischbacher Straße spätestens Schluss sein wird. Er wünscht sich nur einen fließenden Übergang, „gefällig statt radikal“. Doch stellt sich für den TKV schon die Frage: Schafft der Markt Feucht im Zuge der Ortskernentwicklung eine neue Bleibe für Kunst- und Kulturschaffende? Und falls ja, geschieht dies rechtzeitig?
Platz in Feuchts neuer Mitte
Ernst Klier, SPD-Marktgemeinderat und TKV-Vorsitzender, möchte das Thema auf jeden Fall aus dem Kommunalwahlkampf heraushalten: „Bis 2019 brauchen wir eine Entscheidung, sonst wird es heftig“, meint er und erklärt damit indirekt, weshalb er das Thema in der September-Sitzung des Marktgemeinderats öffentlich gemacht hatte (wir berichteten). Er wünscht sich nun, dass alle Beteiligten ins Gespräch kommen und die Kultur einen Platz in Feuchts neuer Mitte bekommt. „Denn da gehören wir hin, das ist der ideale Platz für uns.“ Neben dem TKV nutzen auch der Kulturkreis des Markts Feucht, die Volkshochschule und verschiedene Einrichtungen wie der Bund Naturschutz, der SPD-Ortsverein und die Kirchen die Galerie des Café Bernstein für Veranstaltungen. Sie alle haben nun Zeit, sich über die Zukunft Gedanken zu machen.
Noch lange nicht Schluss
Manfred Dauphin, der Pächter des Café Bernstein, sieht den Entscheidungen von Strauß und Marktgemeinderat mit einer gewissen Gelassenheit entgegen. „Wir haben vor, das Café noch mindestens vier Jahre weiter zu betreiben“, sagt er, „das Jahr 2021 steht dabei immer noch im Raum. Unter der Maßgabe haben wir das Café im April 2013 übernommen“. Für ihn sind Strauß‘ Pläne weder neu noch bereiten sie ihm Sorge. Dauphin wird dieses Jahr 74 Jahre alt, seine Frau Nora, die das Café führt, ist Mitte 60. „Bis dahin“, sagt Dauphin im Hinblick auf einen möglichen Umbau des Hauses, „sollten wir uns schon einen Ruhestand gönnen“.
Sollte das Café also über 2021 hinaus eine Zukunft an der Fischbacher Straße haben, schließen die Dauphins einen Rückzug aus Altersgründen nicht aus. Bis es soweit ist, wollen die beiden aber keinesfalls kürzer treten. Eher im Gegenteil. Wenn die Baumaßnahmen an der gegenüber mündenden Burkhardtstraße abgeschlossen sind, erwägen sie sogar, die Öffnungszeiten auszuweiten.
Das Cafè Bernstein hat dienstags bis freitags von 13 bis 20 Uhr geöffnet, sonntags und montags gibt es zudem ein Nachmittagscafé ab 14 Uhr. Samstag ist Ruhetag. Im Café beziehungsweise dessen Galerie finden jährlich rund 150 Veranstaltungen statt: von Lesungen über Ausstellungen bis zu kleinen Theaterstücken und Podiumsdiskussionen. Einer der Hauptnutzer der Räume ist der Themenkunstverein, dem momentan gut 100 Mitglieder angehören. Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.themenkunstverein.de.