Volle Stelle für Sozialarbeiterin

Feucht stockt an der Grundschule auf

FEUCHT – Wegen immer größer werdender Klassen wünscht die Grundschule mehr Unterstützung durch die Schulsozialarbeit.
Nach langer Diskussion ringt sich der Marktgemeinderat zu einer befristeten Verdoppelung der Stunden durch.

Die Leitung der Grundschule darf sich freuen: Die Bitte um Erhöhung der Stunden für die Sozialarbeit an der Einrichtung ist erhört worden. Die bisherige halbe Stelle wird auf die doppelte Stundenanzahl aufgestockt, wenn auch erst einmal nur für zwei Jahre. Unumstritten war die Entscheidung allerdings nicht. Bereits im Sozial- und Kulturausschuss stand der Wunsch der ehemaligen Rektorin Gisela Altaner auf der Tagesordnung und wurde dort sehr emotional diskutiert, allerdings mit einer knappen Mehrheit abgelehnt und den Gemeinderäten nicht zur Umsetzung empfohlen.

Seit 2014 gibt es an der Grundschule eine halbe Stelle für eine Sozialarbeiterin, die die Schüler am Vormittag begleitet. Im Kollegium sieht man mittlerweile aber einen erhöhten Bedarf durch die steigende Schülerzahl und die überdurchschnittlich großen Klassen. Eine ganze beziehungsweise zwei halbe Stellen seien angemessen, findet man dort. Altaner wies darauf hin, dass das Aufgabenspektrum in der sozialpädagogischen Jugendarbeit ohnehin immer größer werde und mehr und mehr erzieherische Belange, die im Elternhaus nicht mehr geleistet werden, umfasst.

Die Bewilligung einer 1,0-Stelle hängt allerdings nicht allein von der Zustimmung im Marktgemeinderat ab. Die zuständige Stelle im Landratsamt verteilt die Kräfte je nach Bedarf der Kommunen. Aktuell sind alle zur Verfügung stehenden Sozialarbeiter beschäftigt, die Besetzung der Stelle könnte frühestens im Schuljahr 2021/22 erfolgen. Die Kosten der halben Stelle betragen 14 640 Euro jährlich, eine 1,0-Stelle entsprechend 29 280 Euro.

„Rettungskräfte für die Kinder“

Ines Stelzer (SPD) machte sich vehement für den Antrag stark. Ihr sei unverständlich, dass die Ausweitung der Stelle überhaupt in Frage gestellt werde, argumentierte sie. Wenn die Freiwillige Feuerwehr ein neues Auto brauche, würde man das doch auch nicht hinterfragen. „Die Jugendsozialarbeiter fangen doch die Kinder auf, sie sind oft die letzten Rettungskräfte für die Kinder, die sonst hinten runterfallen würden“, mahnte sie das Gremium. Die zusätzlichen Kosten seien „keine Luxusinvestition“, sondern seien notwendig und hielten „den Laden am Laufen“.

Bürgermeister Jörg Kotzur gab ihr recht. Man solle nicht an den Kindern sparen, fand er und nannte die zusätzlichen Kosten vergleichsweise gering. „Der Bedarf ist da, die Zeiten haben sich geändert.“

Lieber auf Fördermittel warten?

Anders sah das Herbert Bauer (CSU). Man könne sich in der derzeitigen Situation keine dauerhaften zusätzlichen Ausgaben erlauben. Man finanziere als Sachaufwandsträger ja jetzt schon viel, stellte er fest. Denn die Kosten würden derzeit nicht gefördert werden, so dass es „unsinnig“ wäre, jetzt eine Aufstockung aus eigenen Mitteln zu finanzieren. „Wenn dann in zwei Jahren ein neues Förderprogramm aufgelegt wird, dann kriegen wir nichts, weil es heißt, die haben das ja schon“, befürchtete er.

Pia Hoffmann-Heinze (Grüne) stellte dagegen einen Vergleich her: „Den Ordnungsdienst gönnen wir uns ja auch“, aber an den Schulen wolle man nun sparen, kritisierte sie. Einen Kompromiss-Vorschlag machte Petra Fischer (SPD), die eine Befristung der erweiterten Stelle auf zwei Jahre vorschlug, was Bauer aber aus pädagogischen Gründen ablehnte. Zudem fand er die halbe Stelle ausreichend: „Wir lassen unsere Kinder doch nicht im Stich“, beteuerte er und rechnete vor, wie viele Stunden im Jahr eine Sozialpädagogin mit den Kindern arbeitet.

Leidenschaftlich für die Ausdehnung der Stelle sprach sich allerdings Rita Bogner (Grüne) aus. „Wir sollten uns schämen, dass wir dieses Geld nicht locker machen“, schimpfte sie, und Ernst Klier (SPD) nannte es einen „Jammer, dass wir das nicht schaffen“. Sparen sei ja in Ordnung, aber nicht an den Kindern und Lehrern, hielt er fest. Genauso sah das Andreas Sperling (Grüne): „Die Streetworker haben doch aufgezeigt, was passiert, wenn die Kinder nicht aufgefangen werden.“ Für ihn ziehe das Argument, dass es keine Förderung gebe, nicht. „Das wird den Kindern und der Sache nicht gerecht“, hielt er Bauer entgegen.

Am Ende der intensiven Debatte schlug sich Oliver Siegl (CSU) auf die Seite der Befürworter und unterstützte den Vorschlag von Petra Fischer: „Wir beschließen das auf zwei Jahre befristet und kriegen dann einen Erfahrungsbericht.“ Danach könne man sehen, wie es weitergehen soll. Gegen drei Stimmen beschloss der Marktgemeinderat, sich am Landratsamt für die Verdoppelung der aktuellen Stundenzahl ab dem nächsten Schuljahr zu bewerben.

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