FEUCHT – Auf dem Bezirkskongress der Jusos in Feucht hat das Thema #NoGroko überraschenderweise eine Nebenrolle gespielt. Mehr Jugendpartizipation, digitale Themen, politische Bildung standen auf der Agenda der jungen Sozialdemokraten. Zum neuen Bezirksvorsitzenden wählten die Delegierten Daniel Rothenbücher.
Nachdem sie sich im Juni vergangenen Jahres neu gegründet haben, konnten die Jusos Nürnberger Land dieses Jahr Gastgeber der Bezirkskonferenz sein. Ihr Vorsitzender Lukas Ott zeigte sich erfreut, dass er Delegationen aus allen sieben Unterbezirken Mittelfrankens in der Reichswaldhalle in Feucht begrüßen konnte.
Als ihren neuen Bezirksvorsitzenden wählten sie Daniel Rothenbücher vom Unterbezirk Fürth mit 97,05 Prozent zum Vorsitzenden (33 Ja, eine Gegenstimme).
„Haltung ist offenbar ein Luxus“
Ruft man die Webseite der Jusos Mittelfranken auf, erscheint als erstes ein Kommentar mit dem Titel „#NoGroko“. „Martin Schulz hat sich bei diesem Thema entweder völlig vergaloppiert oder – noch schlimmer – sein Rückgrat nicht durchdrücken können. (…) Haltung ist offenbar ein Luxus, den man sich gönnt, bis Mutti mit dem Schlüssel des Ministeriums winkt“, heißt es da.

In Feucht sollte es aber nicht um Berlin, sondern um das, was die Jungsozialisten vor Ort, in Mittelfranken erreichen wollen, gehen. Bevor die Neuwahlen und die 13 Anträge an der Tagesordnung waren, schlich sich #NoGroko aber doch in den Saal: Martina Baumann, SPD-Vorsitzende im Nürnberger Land, räumte in ihrem Grußwort ein, dass die Sozialistin in ihr sich durchaus frage, ob die SPD nicht ihre Ideen an die CDU/CSU verkaufe.
Die Pragmatikerin aber frage sich: Schaffen wir noch mal so einen tollen Wahlkampf? „Ich glaube nicht, dass Merkel den Mut zur Minderheitsregierung hat.“ „Wir glauben daran“, ruft ein Juso aus dem Saal. Applaus. „Aber das ist nicht euer Thema heute und das ist auch gut so“, lenkt Baumann ein.
Keine Steigbügelhalter
Auch Magdalena Reiß, stellvertretende Bezirksvorsitzende der Jusos aus Schwabach, die das Grußwort für die Jungsozialisten sprach, widmete sich den Verhandlungen in Berlin nicht lange, stellte aber dennoch die Position der Jusos klar. Sie wehren sich dagegen, „zu Steigbügelhaltern degradiert zu werden“.

Trotz aller Spannungen zwischen Nachwuchs und Parteiführung hatten die beiden Gastrednerinnen Martina Baumann und Andrea Lipka, SPD-Landtagskandidatin für das Nürnberger Land, viel Lob für die Jusos dabei. „Ihr seid eine tolle Truppe, die ich gerne unterstütze“, lobte Baumann. „Ihr seid die Chance zur Erneuerung“, sagte Lipka. „Ihr seid kreativ, ihr habt Visionen.“
„Baumeister des Neuen“
Vom Wunsch, die Partei zu erneuern, sprach auch Magdalena Reiß. Sie entwarf ein Bild der SPD als Haus, dessen Fundament die Jusos schätzten. Den maroden Bau aber, eine „windschiefe Hütte“, solle die Partei abreißen und ein Haus errichten mit transparenten Fenstern, einem Innenleben, das für menschliche Werte stehe und einer Tür, die nicht zugesperrt werde, wenn unerwartet viel Besuch davor steht.
„Ich spreche von Humanität. Wir sind Baumeisterinnen und Baumeister des Neuen.“ Einen Bauplan für die kommenden zwei Jahre haben sich die Jungsozialisten mit ihrem Arbeitsprogramm 2018/2019 gegeben, das sie unter drei Leitbegriffe stellen: Dialog, Aufklärung, Aufmerksamkeit.
Wahlalter auf 16 Jahre senken
Am Nachmittag standen mehr als zehn Anträge auf dem Programm, mit denen die Jusos Mittelfranken auch Akzente für die Landeskonferenz im April setzen wollen. Unter den Anträgen befand sich etwa einer für „Mehr Jugendpartizipation im Freistaat Bayern“, mit dem die Jusos sich dafür aussprechen, dass das Wahlalter in Bayern auf 16 Jahre gesenkt wird. Der Antrag ist laut Juso-Bezirksvorsitzendem Rothenbücher auch deswegen besonders, weil er Teil eines „Juso-Wahlprogramms“ für die Landtags- und Bezirkstagswahlen werden soll.
Als ihre zehn neuen stellvertretenden Bezirksvorsitzenden wählten die Delegierten: Ferdinand Ammon, Vanessa Dippel, Nils Dörrer, Klaus Etteldorf, Marco Mauer, An Phan, Magdalena Reiß, Dennis Sakelaredes, Janine Tiefel und Yasemin Yilmaz.