FEUCHT – Das Bannwaldbündnis Feucht-Wendelstein setzte auf dem Sparkassenplatz mit Vorträgen und Aktionen ein Zeichen gegen die weitere Zerstörung des Bannwaldes durch derzeit geplante Objekte.
Als Unterstützer hatten sich der Bund Naturschutz in Bayern und seine Ortsgruppe Feucht, die Bürgerinitiative Moosbach-Birnthon, der Landesbund für Vogelschutz – Ortsgruppe Feucht, der Zeidlerwesenerhaltungsverein Feucht, die BN-Ortsgruppe Wendelstein, das Bündnis „Nein zur Flughafen-Nordanbindung“, das Tanzloft – Studio für Tanz & Bewegung sowie ein Kreis von entschlossenen Bürgern eingefunden. In die Unterschriftenlisten trugen sich aber auch viele ein, die auf ihrem Einkaufsbummel zufällig vorbei kamen oder von der Aktion gehört hatten.
Eckhard Schulz, der Vorsitzende der BN-Ortsgruppe Feucht, wies auf die Schautafeln hin und erläuterte mehrere geplante Objekte in Feucht und Umgebung, durch die Bannwald zerstört werden würde, so beim Gewerbegebiet „Moserbrücke“ des Marktes Feucht, der Verbindungsstraße vom Gewerbepark Nürnberg-Feucht-Wendelstein in Richtung Wendelstein, den Ausbau der Staatsstraße zwischen Feucht und Penzenhofen durch das Staatliche Bauamt und die Park- und WC-Anlage der Autobahndirektion Nordbayern an der A6 zwischen Moosbach und Birnthon.
Für zehn aktuelle Baumaßnahmen im Großraum Nürnberg müssten nach Angaben des Bannwaldbündnisses 1.870.000 Quadratmeter Bannwald vernichtet und zirka 112.200 Bäume gefällt werden. Gegen diese Eingriffe wehrt sich das Bündnis und fordert ein Ende der Vernichtung des Naherholungsraumes und des Lebensraumes für Menschen, Tiere und Pflanzen.
Transparente aufhängen
Eckhard Schulz bat die Bürgerinnen und Bürger nicht nur um den Eintrag in die Unterstützer-Listen, sondern auch darum, ein Transparent zu bestellen und dieses am Gartenzaun, an der Garage oder der Balkonbrüstung anzubringen, um zu dokumentieren, dass die Zerstörung des Lebensraumes nicht so einfach hingenommen wird.
Sabine Meindl von der Bürgerinitiative Moosbach-Birnthon prangerte den massiven Ausbau der Staatsstraße Feucht-Penzenhofen und die Planung einer PWC-Anlage an der A6 zwischen Moosbach und Birnthon an. Die BI befürchtet durch den Ausbau eine Zunahme des Schwerlastverkehrs und eine dadurch erhöhte Unfallgefahr. Außerdem wäre ein Vogelschutzgebiet davon betroffen, von der Vernichtung von jeweils 50.000 Quadratmetern Wald ganz zu schweigen.
Auch Stefan Pieger von der BN-Ortsgruppe Wendelstein lehnt jeden unnötigen Eingriff in den Reichswald ab. Er betonte vor allem die Absurdität einer „Waldvernichtung auf Vorrat“, wenn bereits Gewerbegebiete vorhanden sind. Pieger forderte „Vorrang für den Erhalt des Reichswaldes, Hände weg von Schutzgebieten, Schluss mit der Gier nach Gewerbesteuer und mit dem planerischen Größenwahn beim Straßenbau“. Als „Waldgeister“ und „verrückte Frösche“ begeisterten die Kinder vom Tanzloft die Zuschauer. Sie setzten spielerisch die Bedrohung der Bäume und ihre Rettung durch starken Rückhalt um. Aus der Sicht einer Biene erläuterte Franz Mages von der Kreisgruppe Imker den Eingriff in die Umwelt. Wenn die nötigen Nahrungsquellen fehlen und der Aufenthaltsraum immer mehr beschränkt wird, hat dies nicht nur Einfluss auf die Tiere und Pflanzen, sondern letztendlich auch auf die Menschen. Und nur die können dem Einhalt gebieten.
Für den Erhalt des Reichswaldes plädierte auch Günther Benkert vom Bündnis „Nein zur Flughafen-Nordanbindung“. Er forderte ein Leitsystem für den Reichswald, damit die vorhandenen Forstwege auch sinnvoll für Wanderer genutzt werden können. Außerdem müsste die positive Bewertung des Standortfaktors mit der Naherholung mehr in Vordergrund für Gewerbeansiedlungen gerückt werden. Aber auch er kommt zum Schluss: „Der Druck muss von der Bevölkerung kommen“.
Ersatz ist Augenwischerei
Als Hauptrednerin machte die BN-Kreisgruppenvorsitzende Christiane Matern noch einmal auf den gewaltigen Eingriff in den Reichswald durch die geplanten Projekte aufmerksam. Insgesamt wären es fast zwei Millionen Quadratmeter oder umgesetzt 234 Fußballfelder. Auch der geplante „Ersatz“ ist reine Augenwischerei, da die gesetzten Bäume frühestens in 50 Jahren als Wald bezeichnet werden könnten.
Sie nannte auch die Verursacher. Das Gewerbegebiet Moserbrücke haben die Räte des Marktes Feucht (mit Ausnahme der Grünen) zu verantworten. Der Staat Bayern hätte dies verhindern können, hat aber in Gestalt des Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten bestätigt, dass die betroffene Staatswaldfläche an die „Immobilien Freistaat Bayern“ übergeht, wenn der Bebauungsplan genehmigt wird.
Der Markt Wendelstein fordert die Südanbindung des Gewerbegebietes GNF an die A73 für eine Handvoll Unternehmen.
Vom Bauamt in Nürnberg kommt die Vorlage eines überdimensionierten Ausbaus der Staatsstraße zwischen Feucht und Penzenhofen. Als unverantwortlich und nicht mehr zeitgemäß bezeichnet Matern auch die von der Autobahnbehörde geplante Park- und WC-Anlage an der A6 in Höhe Moosbach, ohne Rücksicht auf Bannwald und Vogelschutzgebiet.
Obwohl der Bund Naturschutz dagegen ausführlich und fundiert protestiert hat, zeigt die Erfahrung, dass Naturschutz- und Waldgesetze und die besten EU-Bestimmungen missachtet werden, wenn nicht die Bevölkerung mit Nachdruck dagegen einschreitet.
Als Lösungsansätze bot Christiane Matern Flächenrecycling und interkommunales Flächenmanagement an (leer stehende Gewerbeflächen nutzen und nicht weitere ausweisen). Ebenso forderte sie eine grundsätzlich andere Verkehrspolitik mit Verlagerung des Gütertransportes auf die Schiene.
Sie schloss mit der Aufforderung an alle Bürgerinnen und Bürger: „Der schönen Worte sind genug, wir brauchen endlich Taten!“
112.000 Bäumen im Reichswald droht Fällung
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