PEGNITZ – Bei der bis zu zweistündigen, kinderfreundlichen Wanderung von Pegnitz zur Voitshöhle, lässt sich viel entdecken. Wanderauto Autor Alexander Pavel stellt die 4,5 Kilometer lange Tour vor.
In der Stadt Pegnitz entspringt nicht nur der gleichnamige, das Nürnberger Land durchfließende Fluss. Sie verfügt, zusammen mit ihrer näheren Umgebung, über so manches Wanderhighlight. Einige besonders schöne Sehenswürdigkeiten entdeckt ihr auf dieser Tour, die dank einer Gesamtlänge von gerade mal 4,5 km auch für kleine Wanderzwerge geeignet ist.
Auf den Schlossberg
Vom Parkplatz Schlossberg geht ihr mit dem Wanderzeichen Rotes Kreuz auf Weißem Grund vorbei an einer Wander- und Informationstafel in den Wald. Die Infotafel präsentiert euch eine spannende Interpretation der Geschichte von der „Schlacht um Burg Böheimstein“, die einst auf dem Gipfel des Schlossbergs stand und diesem seinen Namen verlieh.

Schon bei der ersten Weggabelung im Wald verlasst ihr das Rote Kreuz und den breiten Fahrweg, auf dem ihr bisher gelaufen seid und zweigt rechts in einen, mit einem Radfahrer markierten, Waldweg ab. Auf diesem gelangt ihr, oberhalb eines großen Biergartens, an eine weitere Wegzweigung. Erneut folgt ihr dem Radfahrer leicht rechts hinauf.
Zum Aussichtsturm
Der Weg schwingt sich durch den Wald nach rechts und links den Hang hinauf, bis er an einer Bank in einen weiteren Waldweg mündet. Hier folgt ihr der Beschilderung scharf nach rechts oben Richtung Aussichtsturm.
Der Weg schwenkt weiter oben nach links und trägt euch direkt vor den stattlichen, hölzernen Aussichtsturm auf dem Plateau des Schlossbergs. Das Tolle an diesem Turm ist, dass sowohl das Geländer als auch die 97 Stufen aus blickdichtem Holz bestehen – perfekt für Besucher mit Höhenrespekt. Oben angekommen präsentiert sich eine schöne Rundumsicht auf Pegnitz und bis zum Fichtelgebirge.
Geschichte der Burg
Eine Infotafel am Fuß des Turms berichtet von der Geschichte der Burg Böheimstein, die hier einst stand. König Karl IV., ein bedeutender Herrscher, hatte dem Markt Pegnitz Mitte des 14. Jahrhunderts das Stadtrecht zugesprochen. Zudem erhielt die Burg auf dem Schlossberg, die bereits vorher existierte, ein paar Anbauten und wurde in „Burg Böheimstein“ umbenannt.
Logisch, wenn man bedenkt, dass Karl IV. als König von Böhmen und Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation aus Böhmen stammte und die Stadt Pegnitz zu seinem Herrschaftsbereich zählte. Genauer gesagt, war sie Teil des von Karl IV. geschaffenen Gebietes „Neuböhmen“, zu dem auch das Nürnberger Land und die Oberpfalz gehörten. An die Burg erinnert heute nur noch der deutlich erkennbare Burggraben.
Weiter zur Voitshöhle
Vom Aussichtsturm kehrt ihr auf bekanntem Weg zu der letzten Einmündung, an der die Bank steht, zurück. Hier folgt ihr dem Weg geradeaus nach unten, vorbei an einem auffälligen Baumgeist am Wegesrand, und gelangt dort aus dem Wald auf eine Freifläche. Diese überquert ihr geradeaus und stoßt wieder auf das Rote Kreuz auf Weißem Grund, das euch von hier aus bis zur Voitshöhle führen wird.
Mit dem Roten Kreuz wandert ihr in den Wald, der euch schon nach wenigen Metern mit einem romantisch anmutenden Weg entzückt. An einer Wegteilung mit Bank haltet ihr euch mit Rotem Kreuz Richtung Hollenberg rechts. Dahinter geht es bald am Fuß imposanter Felswände, die als Naturdenkmal gekennzeichnet sind, weiter.

Ein kurzes Stück weiter erhebt sich über euch am Hang das beeindruckende Felsmassiv der Tabakspfeife. Stolz ragt der Dolomitfels empor und begeistert euch, wenn ihr den Hang wegbefreit hinauf kraxelt, mit zwei, das Fundament durchziehenden, Felsentoren.
Felsenturm im Blätterdach
Doch vergesst nicht das links davon liegende Felsmassiv. Auch hier ragt ein Felsenturm ins Blätterdach. Zudem gibt es, wenn ihr den Hang vorsichtig quert, eine kleine Höhle zu entdecken.
Von der Tabakspfeife steigt ihr wieder hinunter und folgt dem Roten Kreuz nach links. Ihr umrundet den Langen Berg nach links und überquert dabei mit eurem Wanderzeichen eine Kreuzung. Zu dieser werdet ihr nach eurem Besuch der nahe gelegenen Voitshöhle zurückkehren.
Es sind nur 50 Meter, bis sich links des Weges das geheimnisvolle Portal der Voitshöhle im Fels öffnet. Im Inneren erwartet euch eine weitläufige Halle mit weitestgehend tiefhängender Höhlendecke und beeindruckender Größe. Hier und da gibt es noch ein paar Versinterungen. Kein Wunder, dass die Voitshöhle in der Entstehungslegende der Stadt Pegnitz eine Rolle spielt.
Der Pegnitzer Berggeist
Vor mehr als 700 Jahren war Pegnitz kaum mehr als eine überschaubare Ansammlung strohgedeckter Hütten. Doch obwohl man dem Örtchen seinen nicht vorhandenen Reichtum deutlich ansah, wurden die Bewohner immer wieder Opfer umherstreifender Raubritter und Räuberbanden.
Mit der Zeit nahmen die Angriffe zu und die Bürger von Pegnitz entwickelten ein Frühwarnsystem, in dem sie auf den umliegenden Bergen und Hügeln Wachtposten platzierten. Schlugen diese Alarm, packten die Dörfler ihre Habseligkeiten, zogen mit ihren Familien in den Wald und versteckten sich in der Voitshöhle.
Eines Tages, Pegnitz war erneut von einer Räuberbande heimgesucht worden, kehrten die Bewohner, nach einer Nacht in der Voitshöhle, in ihr Dorf zurück. Wie entsetzt waren sie, als sie ihre Hütten in Schutt und Asche vorfanden. Die Räuber, von der kargen Beute, die sie fanden, enttäuscht, hatten Feuer gelegt.
Dorf neu errichtet
Die erbarmungswürdigen Bürger standen nun vor den noch rot glimmenden und qualmenden Resten ihres Dorfes. Laut erhob sich ihr Wehklagen und wurde vom Wind bis auf den Gipfel des Schlossbergs getragen.
Dort begann der Boden zu beben. Der ganze Berg erzitterte. Das Plateau des Berges tat sich mit einem Mal krachend und ächzend auf und ein uralter, in weißen Nebel gehüllter Mann trat ans Tageslicht. Mit schallender Stimme rief er den verstörten Dörflern zu: „Baut auf Letten, da findet ihr gute Stätten!“ Mit diesen Worten verschwand der Berggeist wieder und mit ihm der weiße Nebel. Die Pegnitzer taten, wie ihnen der gute Geist geraten hatte und errichteten ihr Dorf an der heutigen Stelle, die man seit her „Letten“ nannte, neu. Dort steht Pegnitz noch heute.
Wechsel des Wanderzeichens
An der Voitshöhle wechselt ihr euer Wanderzeichen. Von hier aus folgt ihr dem Blauen Punkt auf Weißem Grund zurück zur letzten Kreuzung und biegt dort mit eurem neuen Wanderzeichen nach links unten in einen Fahrweg ab.
Bald teilt sich der Weg. Ihr haltet euch mit dem Blauen Ring rechts und wandert erneut auf einem Waldweg. Es geht am Waldrand entlang. An einer Einmündung folgt ihr dem, im ersten Moment kaum erkennbaren, Blauen Punkt nach rechts und wandert erneut am Waldrand entlang.
Knapp 100 Meter weiter entdeckt ihr bestimmt auch das weißliche Felsmassiv, das sich nur wenige Meter vom Wanderweg im Wald verbirgt. Dann folgt ein weiteres Waldstück und dahinter eine Blumenwiese, bevor ihr mit dem Blauen Punkt nach links in einen sichtbar benutzten Fahrweg mündet, der dann zum Schotterweg wird und euch unterhalb des Schlossbergs zurück an den Ortsrand von Pegnitz und zum Wanderparkplatz führt.
Text und Bilder: Alexander Pavel
Alles auf einen Blick
Länge: 4,5 Kilometer; Höhenmeter: 118; Dauer: Fit 1 Std. / Normal 1,5 Std. / Kids 2 Std.; Sonne/Schatten: Überwiegend schattige Waldwege; Start- und Endpunkt: Parkplatz Schlossberg am Ende des Ernst-Böhm-Wegs in Pegnitz; Zielpunkt Navi: Ernst-Böhm-Weg, 91257 Pegnitz; Festes Schuhwerk: Ja; Taschenlampe: Ja; Alter: ab 4 Jahren.