Wechsel bei der Röthenbacher Finanzverwaltung

Erwin Unfried geht in den Ruhestand

Auf dem Weg in den Ruhestand: Erwin Unfried, seit 1996 bei der Stadt Röthenbach und seit Anfang 2010 Leiter der Finanzverwaltung. | Foto: Sichelstiel2020/09/unfried.jpg

RÖTHENBACH – Ausdauer hat Erwin Unfried, keine Frage. Sonst wäre der frühere Sportsoldat wohl kaum zweimal mit guten Zeiten beim „Ironman“-Triathlon in Hawaii ins Ziel gelaufen. Deshalb war er auch im Beruf in den vergangenen zehn Jahren an der richtigen Stelle. Als Leiter der Röthenbacher Finanzverwaltung musste er ebenfalls Ausdauer beweisen.

Stets mahnte er zum Sparen, vor allem während der Beratungen über den kommunalen Etat, die in der Pegnitzstadt immer im Frühjahr stattfinden.

Das war 2010, als der heute 62-Jährige seinen Posten angetreten hatte, nicht anders als 2020, bei der Verabschiedung seines letzten Haushalts.

„Es wird schwierig“

Dass Unfried richtig lag, beweisen die Zahlen: 2010 hatte die Stadt noch 10,3 Millionen Euro auf dem Konto, pro Einwohner war sie mit 319 Euro verschuldet. Anfang dieses Jahres lag die sogenannte Rücklage hingegen bei 2,4 Millionen Euro, die Pro-Kopf-Verschuldung sollte laut Haushaltsplan bis Ende 2020 sogar auf 792 Euro steigen. Die Corona-Pandemie ist dabei noch nicht eingepreist. „Es wird schwierig“, sagt Unfried.

Seit Ende August geht er nun nicht mehr jeden Tag ins Rathaus. Durch die Pandemie blieb viel Resturlaub übrig. Offiziell ist er aber erst ab November Ruheständler, nach über 45 Berufsjahren – davon 25 Jahre bei der Stadt Röthenbach, zunächst als stellvertretender Kämmerer, dann als Kämmerer.

Gelernt hat er von 1975 bis 1978 bei der Stadt Nürnberg, 1981 fing er als Verwaltungsangestellter beim Landratsamt an und wechselte 1996 unter Bürgermeister Günther Steinbauer in seinen Heimatort.

Immer stärker auf Sparkurs

„Ich habe mich nie als reinen Zahlenverwalter gesehen“, sagt er, „sondern als einen, der konstruktiv mitwirken wollte“. Aber natürlich hat nicht die Finanzverwaltung, sondern die Politik das letzte Wort. Und die Röthenbacher Politik brauchte, bis sie den von Unfried eingeforderten Konsolidierungskurs einschlug. Steuererhöhungen zum Beispiel waren lange ein Tabuthema, seit 2015 ist das anders.

Zuletzt 2019 wurde wieder die Grundsteuer erhöht. Aber auch gespart wird kräftig, etwa beim Martinimarkt und beim Freibad, das im Pandemiejahr geschlossen blieb.

Abstecher in die Kommunalpolitik

Unfried, Sohn des ehemaligen Bürgermeister-Stellvertreters und Gewerkschafters Alfred Unfried, hat Verständnis für die unterschiedlichen Rollen von Verwaltung und Mandatsträgern. Immerhin hat er selbst einen Abstecher in die Kommunalpolitik hinter sich. 2014 nominierte ihn die SPD zum Bürgermeisterkandidaten. Er unterlag in der Stichwahl dem Ex-Parteigenossen Klaus Hacker, der zu den Freien
Wählern gewechselt war.

Heute bezeichnet der 62-Jährige seine Kandidatur als Fehler: „Darauf hätte ich auch verzichten können.“ Er habe, so Unfried, schon nach ein paar Wochen gemerkt, dass er keine Chancen habe. „Und wäre ich Bürgermeister geworden, hätte ich jetzt wahrscheinlich über 100 Kilo und alle meine Hobbys vernachlässigt.“

Der richtige Bewerber für die Sozialdemokraten wäre damals entweder Hacker oder der frühere SPD-Ortsvorsitzende Dieter Quast gewesen, der als eigenständiger Kandidat antrat, nachdem ihn seine Partei nicht nominierte. „Das Politische liegt mir nicht so, aber ich habe mich gebauchpinselt gefühlt“, meint Unfried.

Lob vom Bürgermeister

Mit Hacker, noch bis zum 1. November sein Vorgesetzter, habe er trotz der Konkurrenzsituation vor sechs Jahren gut zusammengearbeitet. Der Bürgermeister indes bescheinigt Unfried eine „vorausschauende Finanzpolitik“ und lobt ihn für „klare und deutliche Worte“.

Triathlon läuft Unfried heute nicht mehr. Sportfanatiker ist er weiterhin, wenn man seinen Kollegen im Rathaus glauben kann. Nach einer Knie-OP hat er sich vor allem aufs Radfahren verlegt. Dafür hat er jetzt mehr Zeit, ebenso für ein anderes Hobby: Er kocht gerne.

Neue Leiterin der Finanzverwaltung ist Ingrid Gayduschek, die bisherige Stellverteterin.

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