MÜNCHEN/ ENGELTHAL – Vernachlässigte Gebäude beeinträchtigen das Gesicht eines Ortes. Der Freistaat Bayern zeichnet deshalb besonders gelungen sanierte Gebäude aus – auch das zum Gästequartier umgebaute „Rabensteinhaus“ in Engelthal erhielt einen Staatspreis.
„Die Substanz war schlecht, der Zustand absolut desolat“, sagt Jochen Schwab, der das „Rabensteinhaus“ – benannt nach seiner ehemaligen Besitzerin – Ende 2009 kaufte. Feuchtigkeit hatte das im 18. Jahrhundert direkt in die ehemalige Klostermauer gebaute Schusterhäuschen stark angegriffen. „Das Problem gab es anscheinend schon länger, es wurde deshalb sogar eine zusätzliche Mauer eingezogen.“

Mit großem finanziellen Aufwand richtete Schwab, der seit 1995 den benachbarten Landgasthof „Weißes Lamm“ in dritter Generation leitet, das 300 Jahre alte Gebäude innerhalb von zweieinhalb Jahren wieder her: Etwa 330 000 Euro kosteten Sanierung und Umbau. Und er wurde dafür belohnt.
Aus über 2000 Projekten im Freistaat wählte das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten 13 aus – und prämierte sie mit jeweils 2000 Euro „für die herausragende Sanierung und Umnutzung ihrer denkmalgeschützten und ortsbildprägenden Gebäude“ – darunter auch das „Rabensteinhaus“.
Dabei wollte Schwab das Haus ursprünglich gar nicht: „Eigentlich wollte ich nur ein Grundstück gegenüber, um darauf einen Konferenzraum zu bauen.“ Das gehörte jedoch zu dem historischen Gebäude – und die Besitzer wollten nur beides zusammen verkaufen.
Kein einfacher Umbau
„Anfangs wussten wir nicht, was wir damit anfangen sollten“, so Schwab. Doch schnell fiel der Entschluss, das dreistöckige Gebäude zu renovieren und als Gästehaus in den Hotelbetrieb des Gasthofes einzugliedern. Die Planung übernahm das Hersbrucker Architekturbüro Atelier 13.
Der Umbau war jedoch nicht einfach: Neben der Feuchtigkeit in der Mauer war auch der Dachstuhl schadhaft. Zudem gab es kein Fundament. „Die Klostermauer – also die Rückwand – hatte das ganze Gebäude nach vorne geschoben.“ Auch der Denkmalschutz musste berücksichtigt werden.
Wo es ging, wurden historische Deckenbalken und Fachwerk erhalten – ebenso wie ein Teil der Dachziegel. Eine zweite Wand vor der Rückmauer stabilisiert das Gebäude nun statisch, „wie eine Buchstütze.“ Gegen die Feuchtigkeit ist darin zudem eine Wandheizung verbaut. Der festgestampfte Lehmboden des Erdgeschosses wurde ausgehoben und ausgegossen.
Historischer Charakter
Schwierigkeiten für eine moderne Nutzung bereitete jedoch der Grundriss des Hauses: Als Begrenzung auf das schmale Grundstück an die ehemalige Klostermauer gebaut, ist es gerade einmal neun Meter lang und vier Meter breit. Eine Wendeltreppe im Innenraum nahm zusätzlichen Platz weg.
„Sie war jedoch nachträglich eingebaut und wir durften sie rausreißen“, sagt Schwab. Die drei Stockwerke – jedes beherbergt ein Gästezimmer – werden nun über eine modern gestaltete Außentreppe erschlossen. Im Innenbereich sollte trotz moderner Ausstattung und Technik wie einer Fußbodenheizung der historische Charakter erhalten werden.
Dieses Konzept fand auch der Freistaat gut: „Mit dem Haus bleibt die Geschichte von Engelthal für seine Bewohner präsent und wird durch die neue Nutzung auch für Gäste erlebbar.“ Das Gästehaus mit seiner besonderen Lage im Dorfkern trage nicht nur zu einer Belebung der Ortsmitte bei, sondern sei auch für die Bewohner von „hohem identitätsstiftenden Wert.“