LAUF/SPEIKERN – Weil Mauersegler immer mehr Brutplätze verlieren, unterstützen Alexander Bergdolt und Annette Vossen die Tiere mit Nistkästen. Nun wollen sie auch andere dazu animieren.
Seit einigen Jahren unterstützen Alexander Bergdolt und Annette Vossen in Speikern Mauersegler mit Nistkästen (wir berichteten). Und das mit Erfolg, denn aus ursprünglich einem sind nun bereits sieben Brutpaare geworden, die schon fleißig dabei sind, die ersten hungrigen Mäuler ihrer Jungen zu stopfen. Heuer wollen die beiden LBV-Mitglieder außerdem bei einer kostenlosen Mauersegler-Führung in Lauf mit einer Expertin auch andere begeistern.
Doch wieso brauchen die Vögel überhaupt Unterstützung? „Neben Klimawandel und Insektensterben ist der Verlust von Nistmöglichkeiten an Gebäuden die größte Bedrohung für unsere Mauersegler“, sagt Tierärztin Annette Vossen. Durch Renovierung und Neubauten gingen regelmäßig bisher genutzte Nisthöhlen verloren. Für den Bestandsschutz sei es deswegen essentiell, den Zugvögeln geeignete Nistkästen zur Aufzucht Ihrer Jungtiere zur Verfügung zu stellen.
Langer Flug ins Ungewisse
Jedes Jahr treten Mauersegler nämlich von ihrem Winterquartier Afrika aus ihren Flug nach Deutschland an, wo sie sich um die Familienplanung kümmern. Sie suchen dann bei uns nach ihren ehemaligen Nistplätzen in Hohlräumen von Ziegel- und Blechdächern, unter Regenrinnen, oder in Lücken zwischen Mauersteinen. Finden sie diese nicht mehr, weil ihr ehemaliger Brutplatz samt dem dazugehörigen Haus zwischenzeitlich abgerissen oder renoviert wurde, fliegen sie ohne Nachwuchs wieder davon.

Alle Brutpaare gesund zurück
Dass man den Vögeln mit Nistkästen aber helfen kann, beweist die Fassade des Hauses von Alexander Bergdolt in Speikern. Die Kolonie dort startete im Jahr 2018 mit einem, und wuchs innerhalb von vier Jahren auf sieben Brutpaare. Alle seien heuer gesund zurückgekehrt, und mittlerweile könne man an allen Nestern die typischen regelmäßigen Anflüge beobachten, berichtet der Diplom-Biologe.
Wer Mauersegler am Haus hat, bekommt dabei neben einer Flugshow auch viele andere spannende Dinge zu Gesicht: „Die ersten Jungtiere sind geschlüpft und werden etwa alle halbe Stunde von Ihren Eltern mit Insekten gefüttert, die sie im Flug fangen“, sagt der Vogelschützer. „Wie man aus der Forschung mit GPS-Trackern weiß, legen Mauersegler dabei meistens Strecken zwischen einem und fünf Kilometern zurück, bei schlechtem Futterangebot aber auch regelmäßig 30 Kilometer und mehr.“
Nicht nur Speikerner können die Luftakrobaten also sehen. Die Speikerner Mauersegler fliegen nämlich auf der Futtersuche meistens nach Norden in Richtung Rollhofen und Schnaittach. Dort gibt es über den Auen der Schnaittach, mehreren Weihern, und ökologisch hochwertigen landwirtschaftlichen Bracheflächen, besonders viele Fluginsekten. Die Wasserflächen dort stellen sicher, dass die Segler auch in besonders heißen und trockenen Sommern noch genügend Futter finden.
Interessenten am Haus
Verhältnismäßig früh in diesem Jahr hat sich schon ein weiteres Brutpaar einen freien Nistplatz gesucht, berichtet Bergdolt weiter von seiner Mauersegler-WG. Darüber hinaus seien regelmäßig weitere fliegende „Interessenten“ zu sehen, ergänzt Annette Vossen: „Diese ziehen aber noch nicht gleich, ein sondern besetzen im ersten Jahr nur den Nistkasten und bereiten das Nest vor, damit sie im Folgejahr zum Brüten wiederkommen können“.
In diesem Jahr haben sich die beiden LBV-Mitglieder auch ein neues Nistkasten-Modell überlegt, das sich mit minimalem Aufwand von innen in der Fensterlaibung anbringen lässt. Es werde bereits intensiv von innen und außen von den Mauerseglern inspiziert, so Vossen. Wer Bedenken hat vor Schmutz, den kann sie beruhigen: Die Vögel seien „besonders saubere“ Gesellen. „Mit großflächigen Verschmutzungen an Fassaden oder Terrassen muss man nicht rechnen, wenn man ihnen Wohnraum zur Verfügung stellt“, sagt sie.
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Doch, wo gibt es außer in Neunkirchen und Schnaittach weitere Mauersegler-Kolonien? Wodurch sind die akrobatischen Flieger bedroht, und wie kann man ihnen helfen? Diese und andere Fragen beantwortet Eveline Schmidt, Gebäudebrüterbeauftragte der Stadt Erlangen am Samstag, 18. Juni.
Infos auf einen Blick
Treffpunkt ist am 18. Juni um 18.30 Uhr am Hersbrucker Tor. Gern Anmeldung über E-Mail an [email protected] – mindestens 24 Stunden vor Veranstaltungsbeginn.