Ein Testament mit ungeahnten Folgen

Das große Happy End: Kunigunde und Bartholomäus Loidl (Astrid Schmidt und Willi Müller, links), Anni Loidl (Jenny Räbel) mit Sohn Schorschi (Tobias Blank), Schorsch Loidl (Johannes Hochradel) sowie das Ehepaar Hans und Fanny Loidl (Jürgen Zenger und Monika Lippert). Foto: Popp2010/01/Brettl1.jpg

DIEPERSDORF — Wortgewaltige und mitunter auch handgreifliche Streitereien zwischen zwei Brüdern und deren Ehefrauen, die dem Publikum viel Stoff zum Lachen boten, bildeten zusammen mit den ungeahnten Auswirkungen eines spät eröffneten Testaments und dem Auftauchen des dritten Bruders samt Sohn und Frau den Kern der diesjährigen Theateraufführungen des „Diepersdorfer Brettl“. Mit dem Lustspiel „Drei Väter für aan Boum“ von Erich Friedl unter der Regie von Gisela Jukl begeisterten die Akteure des Diepersdorfer Brettls  wie in all den Vorjahren erneut ihr Publikum bei den fünf Vorstellungen zum Jahresende. Besonders war in diesem Jahr, dass gleich vier junge Schauspieler aus dem eigenen Vereinsnachwuchs erstmals beim „großen“ Brettl mit auf der Bühne standen und ihre Auftritte allesamt mit Bravour meisterten.
So sahen die Zuschauer Lisa Stiebel als Klementine Bosch, die Tochter des Pfannenflickers, die mit ihrer Idee vom selbstgemachten Genehmigungsschild für die Gasthaus-Erweiterung  bei Bartholomäus Loidl auf offene Ohren und Augen stößt. Jenny Räbel spielt die Ehefrau des vermeintlich verschwundenen dritten Bruders Schorsch Loidl, sie gefällt mit ihrer kurzen, aber wortgewaltigen und nur so heraus sprudelnden Erzählung über ihre Tätigkeit als Geschäftsfrau in der Modebranche. Ihren Mann Schorsch Loidl verkörpert Johannes Hochradel, den treue Brettl-Zuschauer sicher ebenso wie die anderen Nachwuchsschauspieler, noch von mancher Aufführung des Kinder-Brettls in Erinnerung haben werden. Sein souveräner Auftritt lässt nicht vermuten, dass er tatsächlich zum ersten Mal beim „großen“ Brettl mitwirkt. Jüngster in der Riege der Nachwuchsschauspieler ist Tobias Blank, der den  Sohn Schorschi von Anni und Schorsch Loidl spielt. Er gefällt in seiner natürlicher und selbstsicheren Art, wie er gewissermaßen gleich in einer Dreifach-Rolle den Sohn aller drei Brüder spielt und dabei den Amtsvertreter Sepp Hanner an der Nase herumführt.
Mittelpunkt des Stücks bilden die Streitigkeiten zwischen den beiden Brüdern, dem Landwirt Hans (Jürgen Zenger) und dem Gastwirt Bartholomäus Loidl (Willi Müller) und ihren Ehefrauen Fanny (Monika Lippert) und Kunigunde (Astrid Schmidt). Sie alle vier lassen kein gutes Haar am anderen, amüsieren das Publikum mit immer neuen Beschimpfungen des anderen Pärchens und sorgen mit reichlich gewagten Formulierungen bei den Briefen ans „Hauptgericht“ oder Amtsgericht für viel Heiterkeit im Publikum. Das Stück lebt viel von diesen Wortgefechten, die mal subtil, mal deftig, das Publikum immer wieder zu Szenenapplaus hinreißen, aber auch von den Sequenzen, in denen die Brüder angestachelt und unterstützt von den Ehefrauen sich nicht nur verbal bekriegen, sondern richtig handgreiflich werden. Ohne die  Leistungen der anderen Akteure in irgendeiner Weise schmälern zu wollen, die allesamt zu dem gelungenen Gesamtbild  beitragen, so stellt man als langjähriger Brettl-Besucher doch auch fest, dass gerade Jürgen Zenger und Monika Lippert zu den Publikumslieblingen gehören. Bei den beiden stimmt einfach alles, Gestik, Mimik, Betonung. Besonders gefällt immer wieder die umwerfend komisch gespielte Begriffsstutzigkeit von Monika Lippert, die es auch schafft allein durch Gestik, vor allem aber durch ihre Mimik, das Publikum immer wieder zu begeistern.
Als Pfannenflicker Paul Bosch sahen die Zuschauer Marc Schmidt, der unfreiwillig in die Rolle als Briefträgers gedrängt wird, sich da aber selbst und vor allem dem Publikum gut gefällt. Und als Ideengeber, der sich gut bezahlen lässt, verhilft er Hans und Bartholomäus Loidl doch noch zu dem dringend benötigten Sohn, wenn auch nur kurzfristig. Bis nämlich Sepp Hanner – souverän verkörpert – von Andreas Schaffer, der Mann vom Amt den Schwindel aufdeckt und Schorsch Loidl (Johannes Hochradel) schlussendlich für das Happy End sorgt, mit dem alle Beteiligten zufrieden sind, können sie doch Hof und Gastwirtschaft nicht nur behalten, sondern wie gewünscht sogar erweitern. Und so sind schnell alle Streitigkeiten vergessen und sogar Fanny und Kundigunde Loidl (Monika Lippert und Astrid Schmidt), die sich zwei Stunden lang Spinne Feind waren, sind plötzlich ein Herz und Seele und verabreden sich zum Kaffeeklatsch.
Alle Akteure bekamen am Ende verdientermaßen lang anhaltenden Schlussapplaus, ehe Regisseurin Gisela Jukl die Schauspieler dem Theaterpublikum noch einmal einzeln vorstellte. Neben vielen helfenden Händen vor und hinter der Bühne, beim Kartenvorkauf und der Pausenbewirtung trugen als Souffleusen Kerstin Fahsl und Renate Stiebel, bei der Maske Jenni Räbel, Carolin Hafner und Jan Jukl, der auch für die sehr ansprechend gestaltete und gemalte Kulisse sorgte, und bei Licht und Ton Philipp Jukl und Holger Lippert ihren Teil zu den gelungenen Theateraufführungen des „Diepersdorfer Brettls“ bei.  

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