Ausflug des VLF-Zirkels Oberhaidelbach in den Landkreis Rhön-Grabfeld

Ein bisschen Kultur und ein bisschen Bio-Landwirtschaft

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OBERHAIDELBACH – Der Ausflug des VLF Zirkels Oberhaidelbach am Sonntag war straff organisiert: Im unterfränkischen Landkreis Rhön-Grabfeld stand die Besichtigung des Bioenergiedorfes Großbardorf und des Biohofes Martin Ritter in Ostheim, der Kirchen- und der Lichtenburg und zum Abschluss der Aufenthalt am Kloster Kreuzberg auf dem Programm.

„Hopp, hopp, wir müssen weiter“, ruft Zirkelleiter Helmut Schmidt den etwa zehn Mitgliedern des VLF Zirkels Oberhaidelbach heftig winkend zu, die sich mit Martin Ritter über den Holunderanbau für die Bionade unterhalten. Das Programm in den unterfränkischen Landkreis Rhön-Grabfeld ist voll gepackt und Schmidt hat die Uhr immer fest im Blick, denn „wenn man schon weg fährt, will man ja auch viel sehen.“ Deshalb geht es auch schon früh los: Um 7.15 fährt der Doppeldecker mit den 58 VLF-Mitgliedern und -Freunden aus dem Nürnberger Land ab: Neben vielen anderen Gemeinden kommen die Teilnehmer aus Hersbruck, Feucht, Leinburg, Oberhaidelbach, Offenhausen oder Lauf.
Alte Freunde unterwegs
Die Männer und Frauen kennen sich alle gegenseitig, man merkt, dass sich alte Freunde wieder treffen. Während der etwa zweistündigen Fahrt geht es um die Wahrnehmung der Kirchen auf dem Land und das Blühen der Pflanzen, die in sattem Grün an den Fenstern vorbeihuschen. Nach einem kleinen Umweg – der Bus passt nicht durch eine Bahnunterführung – kommt die Gruppe in Großbardorf an, einem Ort, der im vergangenen Jahr als Bioenergiedorf auserkoren worden ist.
Nach dem Frühstück fährt die sympathische Truppe weiter nach Ostheim auf den Biohof Martin Ritter. Da die Zeit drängt, fällt nach dem Mittagessen – es gibt Biofleisch vom Betrieb mit Salaten – der Besuch des Bioputenstalls aus, was aber nicht wirklich schlimm ist, da sich nur noch etwa fünfzig schwarze Puten im Stall tummeln, auf dem das Naturland-Siegel prangt. Der Rest ist bereits geschlachtet.
Hektische Vögel
Sobald jemand den Stall betritt, verbreitet sich eine hektische Betriebsamkeit unter den Tieren und sie laufen aufgeregt hin und her. Ein Landwirt des VLF unterhält sich mithilfe von „Gack-Gack-Lauten“ mit den Puten und es scheint tatsächlich, als würden sie antworten. „Du kennst aber auch alle Fremdsprachen“, kommentiert ein Anderer das Geschehen.
Da nur noch wenig Tiere auf dem Hof sind, ist der Holunderanbau interessanter. Zu Beginn hatte Inhaber Martin Ritter damit Schwierigkeiten. „Erst im dritten oder vierten Jahr nach dem Pflanzen gibt es eine Ernte“, sagt er. Ein Hektar Holunder verschlingt 250 bis 300 Arbeitsstunden. Seit 2005 baut er das Gewächs an und beliefert den Öko-Getränkehersteller Bionade mit den Beeren, die zuvor gepresst, eingefroren und gefiltert werden.

Aufwändige Pflege

Die Triebe müssen per Hand abgesägt werden, für eine Reihe braucht Ritter vier Stunden. Deshalb hat er jemanden dafür angelernt. In Spitzenzeiten springen 11,5 Tonnen Beeren von einem Hektar ab. Pro Kilo gibt es derzeit 1,12 Euro. Nachdem sich dank Schmidts Organisationstalent alle Teilnehmer um 14.15 Uhr wieder im Bus eingefunden haben, steht die Besichtigung der Ostheimer Kirchenburg, laut Führerin Mechthild Münch „der größten und besterhaltenen in Deutschland“, an.
Zu Beginn des 15. Jahrhunderts wurde das imposante Bauwerk errichtet. Es diente den Bürgern der Stadt als sicherer Ort für ihre Vorräte, wenn Plünderer durch die Stadt zogen. Interessiert streifen die Landwirte durch die engen Gassen, die von Gewölbekellern gesäumt sind, die heute noch für einen kleinen Preis vermietet werden.  Die Ostheimer lagern dort nach wie vor Kartoffeln und Äpfel. „Früher passte ein Wächter auf die Anlage auf, weil die Leute Mein und Dein nicht unterscheiden konnten“, sagt Münch. „Das ist heute auch noch so“, ergänzt ein VLF-Mitglied und bringt die Gruppe zum Lachen. Zum Abschluss der Führung stimmt Münch „Großer Gott, wir loben dich“ in der Kirche, die das Zentrum der Kirchenburg bildet, an. Die Teilnehmer fallen mit ein. Sie hatten sichtlich Spaß an der Besichtigung. „An so etwas kommst du ja nie ran“, sagt ein älterer Herr.

Blick nach Thüringen

Zur Kaffeepause geht es dann hinauf auf die Lichtenburg. Von der verwitterten Ruine aus kann man trotz des bewölkten Himmels bis nach Thüringen blicken. Über die Hochrhönstraße fährt der Bus weiter auf den Kreuzberg, den heiligen Berg der Franken, wo sich auch ein Kloster befindet.
Ein Großteil der Teilnehmer erklimmt unter dem Bellen zweier Bernhardiner die 301 Stufen bis zu den drei Kreuzen, die die Spitze des 927 Meter hohen Bergs markieren, und freut sich an dem fantastischen Ausblick über Berge, Wiesen und Dörfer. Im höchst gelegenen Berggasthof Nordbayerns klingt der Tag mit einer fränkischen Brotzeit aus. „Am interessantesten fand ich die Biogasanlage“, resümiert Hildegard Gebert aus Oberhaidelbach. Und ihr Mann Helmut ergänzt: „Für mich war der Kreuzberg am schönsten.“
Luisa Degenhardt

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