RUMMELSBERG – Die Rummelsberger Diakonie bildet im Herbst wieder Ehrenamtliche aus, die sich anschließend um Senioren mit Demenz kümmern. Ein Angebot, das pflegende Angehörige entlasten soll – wie zum Beispiel den Ehemann von Klara Wagner:
Ein Mal pro Woche ist Annette Müller (56) im Einsatz. Dann besucht die gelernte Krankenschwester Klara Wagner (Name geändert). Die 72-Jährige hat eine fortgeschrittene demenzielle Erkrankung und ihr Mann kümmert sich um sie.
Die tägliche Versorgung seiner Frau fordert ihn sehr stark, daher benötigt er Auszeiten, in denen er nur für sich sorgen kann. „Wenn ich da bin, geht Herr Wagner einkaufen oder besucht seinen Sohn“, erzählt Müller. Zwei Stunden die Woche verbringt die Altdorferin mit Frau Wagner. Sie gehen spazieren, spielen zusammen, trinken Kaffee und unterhalten sich dabei über früher.
Müller hat den Kurs zur Alltagsbegleiterin für Menschen mit einer demenziellen Erkrankung der Fachstelle für pflegende Angehörige im südlichen Nürnberger Land im vergangenen Herbst abgeschlossen. Von ihrer Arbeit in Krankenhaus und Pflege weiß sie, dass erkrankte Menschen eine besondere Unterstützung und Ansprache brauchen. „Im Kurs habe ich zum Beispiel gelernt, wie ich besser auf die Menschen zugehen und besser mit ihnen kommunizieren kann“, berichtet sie.
„Bedarf ist viel größer“
Fünf Ehrenamtliche engagieren sich im Auftrag der Fachstelle aktuell für Familien im südlichen Nürnberger Land. „Der Bedarf ist viel größer“, berichtet Leiterin Franziska Stadelmann. Immer wieder riefen Angehörige an, die sie vertrösten müsste, bis der neue Kurs abgeschlossen ist. „Ich könnte sofort fünf bis sechs neue Alltagsbegleiter vermitteln“, wirbt Stadelmann um neue Freiwillige.
Die Schulung ist kostenlos und umfasst 40 Unterrichtseinheiten. Sie findet an acht Tagen statt, der nächste Kurs startet am Freitag, 23. September. Die ehrenamtlichen Begleiter sind jeweils für eine Familie zuständig. „Die Freiwilligen stimmen die Aktivitäten individuell mit den Klienten ab und können eigene Ideen und Fähigkeiten einbringen“, sagt Stadelmann.
„Mir ist das fast peinlich“
Beim ersten Treffen ist die Pflegefachkraft und Case-Managerin zur Unterstützung dabei und steht den Freiwilligen anschließend für Fragen oder bei Problemen zur Verfügung. Die Alltagsbegleiter entscheiden selbst, wie viel Zeit sie investieren wollen. Wer den Zertifikatskurs vollständig absolviert, erhält für sein ehrenamtliches Engagement eine Aufwandsentschädigung.
„Mir ist es fast peinlich, dass ich für meine Gesellschaft Geld bekomme“, erzählt Karin Mederer (58). Wie Müller hat sie den Kurs im vergangenen Herbst abgeschlossen und kümmert sich seitdem um Harald Popp (Name geändert), der Parkinson hat. Seine Frau betone immer wieder, wie erleichtert sie sei, dass sie für die Zeit bei ihnen eine Aufwandsentschädigung erhalte. „Ich habe das Gefühl, so kann sie meine Unterstützung viel entspannter annehmen“, berichtet Mederer.
Bei ihrem Einsatz als Alltagsbegleiterin schenkt sie nicht nur den betroffenen Personen Zeit und Zuwendung, sondern erlebt die ganze Familie. „Ich bin so beeindruckt, wie liebevoll das Paar miteinander umgeht“, erzählt Mederer. Die Bürokauffrau weiß aus eigener Erfahrung, wie wichtig es ist, Familien in solchen Situationen zu helfen: „Ich komme aus Westfalen und konnte meinen Vater wegen der großen Entfernung nicht regelmäßig unterstützen, als er meine Mutter gepflegt hat.“
Info
Anmeldeschluss ist Montag, 19. September. Weitere Info gibt es bei Franziska Stadelmann unter Telefon 09128/502371 oder per E-Mail an [email protected].