NÜRNBERGER LAND – Bei der Jahreshauptversammlung der Lebenshilfe Nürnberger Land wurde deutlich, dass das Sozialunternehmen die letzten schwierigen Jahre gut überstanden hat. Doch den aktuell herrschenden Personalmangel, bemerkt auch die Lebenshilfe.
Nach langer Pause lud die Lebenshilfe Nürnberger Land wieder zur ersten regulären Jahreshauptversammlung in die Geru-Halle nach Hersbruck ein. Während die Moritzberg-Werkstätten sich offenkundig von pandemiebedingten wie wirtschaftlichen Hürden langsam wieder erholen, bleiben die 24 sozialen Einrichtungen nicht vom Fachkräftemangel verschont. Herausforderungen, denen mit Expansion getrotzt wird.
„Auch 2021 haben wir viel verpasst, weil wir wenig durften, und dann kam der 24. Februar“, so Vorstandsvorsitzender Gerhard John, „aber heute keimt das Leben wieder auf.“ Im Frühjahr konnten Menschen mit und ohne Handicap in den Einrichtungen der Lebenshilfe und auf den Marktplätzen in Lauf und Hersbruck den 60. Geburtstag des Lebenshilfe-Landesverbands feiern.
Bei zwei Special-Olympics-Spielen in Berlin und Regensburg waren die Werksteams im Tischtennis, Fußball und Basketball erfolgreich und ergatterten im Sommer 19 Mal Edelmetall. Und während bei der Sportwagen-Charity in Nürnberg chronisch kranke Kinder und Kinder mit Behinderung als Beifahrer teilnehmen konnten, machten im Herbst viele Mitarbeiter der Werkstätten über den SV 1928 Altensittenbach nicht nur bei der ersten Inklusionsfußball-Meisterschaft mit, sie holten sogar den Pokal.
Pläne für die Zukunft
Dass sich das Sozialunternehmen auch in schweren Zeiten nicht nur auf seinen guten Ruf verlasse, sondern entschieden anpacke, bleibe Anker des personellen wie gesellschaftlichen Miteinanders. So gehen die Planungen für ein Wohnheim für beeinträchtigte und betagte Menschen in Hersbruck bis 2025 laut Geschäftsführer Dennis Kummarnitzky zügig voran.
Auch die Modernisierung der Werkstätten werde mit regionalen Partnern forciert und die mediale Teilhabe erfahre dank einer „Aktion-Mensch“-Förderung einen weiteren Aufschwung: Eine „Medienwirkstatt“ mit Filmstudio wurde in Schönberg eingerichtet. Sie gibt künftig Einblick in den Alltag von Menschen mit Behinderung und befähigt diese, selbst auf sich und gemeinsame Themen medial aufmerksam zu machen.
Durch Partner wie die Stiftung Nürnberger Versicherung, die Luise und Günther Waldmann Stiftung, die Sparkasse Nürnberg, Ute Scholz, Marcel Schneider, Andreas Kurzer und „viele großherzige Spender im Landkreis“, so Gerhard John, „konnten weiterhin Wünsche für die Belange von Menschen mit Behinderung realisiert werden“.
Auch Quereinsteiger willkommen
„Durch vernünftiges Wirtschaften dürfen wir unsere Finanzen als solide ansehen“, so der Landtagsabgeordnete Norbert Dünkel, Mitglied der Geschäftsleitung und Stiftungsvorsitzender, der aber an den Fachkräftemangel erinnerte. Vor allem in den Bereichen Wohnen, in der heilpädagogischen Tagesstätte und in den Kindertagesstätten wird nach qualifizierten Heilerziehungspflegern und Erziehern, aber auch Quereinsteigern gesucht.
Dass die Lebenshilfe eine große Familie ist, bewies John mit den Ehrungen langjähriger Mitglieder. Unter anderem wurden Hilde Thordsen, Ingeborg und Wolfgang Kroll, Renate Scharnagl und Elfriede Weissgerber für ihren 50-jährigen Einsatz und das maßgebliche Mitgestalten der Lebenshilfe Nürnberger Land mit Ehrennadeln bedacht.
Der Verein selbst wurde am 17. Juli 1969 auf Elterninitiative gegründet und startete seine Aktivitäten noch im selben Jahr mit 28 Kindern.