Reisebericht

Die Caritas nimmt Sozialprojekte im Senegal unter die Lupe

„Die Herzlichkeit und Lebensfreude der Menschen im Senegal ist unbeschreiblich groß“: Michael Groß (im roten T-Shirt) mit Mitgliedern der Projekt-Basisgruppe in Yeumbeul Sud in Dakar: Durch Unterstützung von Familien und Kindern beim Schulbesuch werden Fluchtursachen bekämpft. | Foto: Privat2023/01/a7533d1e7ab10ede5559e6c4d34d385ba08a7e2f_max1024x.jpeg

LAUF – Der Geschäftsführer der Caritas im Nürnberger Land, Michael Groß, war mit einer Delegation der Caritas zu Gast im Senegal und besuchte dort Sozialprojekte.

Das 100-jährige Caritasjubiläum war der Anlass dafür, die seit 2007 bestehende Partnerschaft zwischen Bamberg und Thiès auch im Bereich der Sozialprojekte zu vertiefen. Im folgenden Bericht schildert Groß seine Eindrücke:

Im Krankenhaus

Sehr beeindruckend war der Besuch bei Schwester Françoise in der Krankenstation St. Anne ( „poste de sante“). In der Diözese Thiès gibt es 16 Stationen in kirchlicher Trägerschaft. Betreut werden 120 bis 140 Patienten pro Tag, in der krankheitsintensiven Regenzeit 250 pro Tag. Erhoben wird ein Beitrag von 1000 senegalesischen Francs, also etwa 1,50 Euro.

Die Station erhält keinerlei Zuschüsse von Kirche und Staat, daher verkaufen die Mitarbeiter auch Seifen, um sich finanzieren zu können. 15 Personen arbeiten hier, eigentlich alle Teilzeit, und zwar nur Schwestern und Hebammen. Sie behandeln viele Hautkrankheiten, Diabetes, Bluthochdruck, bei Kindern Fieber, Husten, aktuell oft Typhus.

Wochenstation ohne Fenster

Im Krankenhaus St. Jean de Dieu sind rund 300 Personen tätig. In Erinnerung bleiben vor allem die schlechten hygienischen Bedingungen: Sieben Mütter mit ihren frisch geborenen Kindern und jeweils noch Verwandten liegen in einem engen Zimmer fast ohne Fenster und Luft auf dreckig wirkenden Betten. Andernorts ist es in den Krankenhäusern aber noch deutlich schlechter.

Das Durchschnittseinkommen (circa 300 Euro im Monat, bei ärmeren Familien aber oft nur die Hälfte) ist so gering, dass sowieso immer die ganze Verwandtschaft bei den Kosten mithelfen muss, sonst sind schwierigere Behandlungen unbezahlbar. Das Essen bringen die Angehörigen ins Krankenhaus.

Gespräch mit dem Botschafter

Interessant war das Gespräch in Dakar mit dem deutschen Botschafter Sönke Simon: Die Botschaft wächst als Zeichen des politischen Willens einer engeren Zusammenarbeit Deutschlands mit dem Senegal. Deutschland ist der fünftgrößte Geber im Senegal, ganz vorne liegen Frankreich und China (das intransparent agiert und Abhängigkeiten anstrebt), auch die Türkei.

Der Senegal wird aufgrund des demografischen Potenzials als großer Wachstumsmarkt gesehen. Die jährliche Wachstumsrate liegt bei sechs Prozent und kommt nachgewiesenermaßen bei allen an, ist aber nicht optimal auf die Bevölkerung verteilt. Die Stadt Dakar ist von 400.000 Einwohnern 1970 auf jetzt vier Millionen gewachsen. Grundsätzlich gibt es ein starkes Stadt-Land-Gefälle.

Gute Perspektive für ein stabiles Land

Jüngst wurden große neue Offshore-Gas- und -Öllager entdeckt. Senegal ist im regionalen Vergleich ein sehr stabiler Partner, es gab noch nie einen Putsch, es gibt eine relativ gute Pressefreiheit. Bei der extrem jungen Bevölkerung (etwa die Hälfte der Bevölkerung befindet sich altersbedingt in Ausbildung) sind die Bildungsperspektiven für das Land grundsätzlich gut.

Caritas-Projekt fördert Kinder

Beim Projekt „Jeunesse Action“ in Yeumbeul Sud, einem Stadtteil von Dakar, geht es um den Schutz von Kindern vor (Binnen-)Migration. Das Projekt wird ebenfalls von der Caritas gefördert. Das Ziel des Aktionsplans ist es, alle Kinder im Wohnviertel zu erfassen und in Schulen zu bekommen. Dabei gibt es viele Probleme: zuerst der Verdienstdruck der Familien auf die Kinder, die zum Beispiel den ganzen Tag Alteisen zum Verkauf sammeln müssen, um dann abends in der Familie Essen zu bekommen.

Viele haben aber auch keine Geburtsurkunde und werden deswegen gar nicht in die Schule geschickt. Es gibt aber auch sehr viele innerfamiliäre Probleme wie Gewalt, Trennung, sexueller Missbrauch. Das Projekt beschäftigt an den verschiedenen Standorten Sozialarbeiterinnen, die die Familien besuchen.

150 Mädchen und junge Frauen aus armen Verhältnissen erhalten in der Mädchenschule Claire Amitié eine dreijährige schulische Grund- und Berufsausbildung. Die Caritas gibt teilweise Essen, Kleidung und materielle Unterstützung. Teilweise bekommen die Schülerinnen Traumatherapie. Die Mädchen bemühen sich schon während der Schulzeit um Praktika beziehungsweise spätere Arbeitsplätze.

Das Bewusstsein erweitert

Die Reise war sehr beeindruckend und ließ bei den Teilnehmern das Bewusstsein dafür steigen, dass wir – weltweit gesehen – in Deutschland in einem unvorstellbaren Luxus leben und trotzdem oft unglücklich sind. Die Herzlichkeit und Lebensfreude der Menschen im Senegal ist dagegen unbeschreiblich groß. Michael Groß

Weitere Informationen

Ein ausführlicher Reisebericht findet sich unter www.caritas-nuernberger-land.de im Internet. Konto von Caritas International für Spenden: IBAN DE88 6602 0500 0202 0202 02

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