Forschungsprojekt mit Fraunhofer

Klärschlamm zu Kohle

So könnte die neue Entsorgungsanlage mit angeschlossenem Forschungsinstitut aussehen. | Foto: Fraunhofer/Umsicht2019/04/Altdorf-Klaerschlammwerk.jpg

ALTDORF – Die Stadt Altdorf bewirbt sich für ein millionenschweres Forschungsprojekt. Davon verspricht sich der Stadtrat nicht weniger als die Lösung des Klärschlammproblems und die Rückkehr studentischen Lebens nach Altdorf.

„Reallabor der Energiewende“ nennt sich der Ideenwettbewerb des Bundeswirtschaftsministeriums. Koordiniert und betreut wird das Ganze vom Fraunhofer Institut/Umsicht. Irgendwann soll eine Anlage in Altdorf stehen, die den Klärschlamm des Landkreises aufnimmt, verarbeitet und in Energie umwandelt. In seiner jüngsten Sitzung stimmte der Stadtrat bei nur einer Gegenstimme für die Bewerbung.

Im Idealfall winken 20 Millionen Euro an Fördergeld. Sollte die Stadt den Zuschlag erhalten, will man gleichzeitig einen Studiengang „Bioenergie-Prozesstechnolgie“ in Altdorf ansiedeln: unter dem Fraunhofer-Professor Andreas Hornung.

Wiederbelegung der Altdorfina

Hierfür signalisierten die Stadträte bereits in ihrer März-Sitzung Interesse. Nun haben sie sich mit Ausnahme von Rudolf Lodes (SPD) dazu entschlossen, die Bewerbung zu unterstützen. Nicht zuletzt deshalb, weil es seit langem ein Wunsch vieler Altdorfer ist, die ehemalige Universität Altdorfina wiederzubeleben.

Frederik Betsch von Fraunhofer/Umsicht berichtete dem Stadtrat von einer Pilotanlage in Sulzbach-Rosenberg, die einwandfrei funktioniere. Sinn der Anlage sei nicht nur die Entsorgung des Klärschlamms. Diese kostet den Landkreiskommunen nämlich viel Geld. Die Anlage soll Energie aus den Klärschlämmen gewinnen – in Form von Benzin, Diesel, Kohle, Öl und Gas. Und damit ein angeschlossenes Blockheizkraftwerk betreiben, also Strom produzieren. Das Prozedere werde von der Friedrich-Alexander-Universität Erlagen-Nürnberg begleitet und sei auf zunächst fünf Jahre angelegt. Man rechnet zwei Jahre für den Aufbau und drei für den Testbetrieb.

Kramer möchte schon Standort suchen

Stadträtin Cordula Breitenfellner warb erneut für das „Leuchtturmprojekt“. Thomas Kramer (CSU) machte sich schon Gedanken über einen möglichen Standort, da bremste ihn Bürgermeister und Parteikollege Erich Odörfer allerdings ein: „Wenn wir den Zuschlag erhalten, können wir gemeinsam nach einem Grundstück suchen.“

Gerüche? Giftige Rückstände?

Eckart Paetzold (Grüne) wollte wissen, wie hoch denn der Anteil giftiger Rückstände sei, die in den erzeugten Produkten verblieben, denn im Klärschlamm stecke ein „Giftcocktail“ aus Pharmazieprodukten und Lösungsmitteln. Frederik Betsch versicherte, dass man eine Schadstoffbelastung ausschließen könne. Dies hänge damit zusammen, dass kommunale Schlämme wesentlich weniger belastet seien als Industrie-Reststoffe.

Martin Tabor (SPD) fragte nach dem zu erwartenden Verkehrsaufkommen. Mit drei bis vier Lastwagen-Ladungen müsse man rechnen, erwiderte Betsch und entkräftete gleich Sorgen wegen Geruchsbelästigung: Es handle sich um bereits getrocknetes Granulat, das nicht stinke.

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