Altdorf Nikolaus Manfred Kroker

„Eltern ermahnen, nicht die Kinder“

Dass Kinder vor diesem Nikolaus Angst haben, kommt kaum vor. Er weiß, wie man mit den jungen Menschen umgehen muss, damit sie Vertrauen fassen. | Foto: Privat2019/12/Altdorf-Kroker-Nikolaus.jpg

ALTDORF – Früher war das gang und gäbe. Als es noch selten einen Fernseher geschweige denn Computer in deutschen Haushalten gab und die Fantasie der Kinder allein über Bilderbücher und Erzählungen angeregt wurde, war ein leibhaftiger Nikolaus oder Pelzmärtl in der Vorweihnachtszeit das Höchste.

Also buchten Eltern beim Studentenwerk für den Abend einen dieser Weihnachtsboten, der in beeindruckender Kostümierung vor der Haustür polterte, Sack, Rute und Goldenes Buch dabei hatte, und sich zunächst mal mit Rauschebart und tiefer Stimme ein wenig Respekt verschaffte. Bevor er dann die guten und bösen Taten der Kleinen verlas und letztendlich doch noch die Geschenke herausrückte.

30 Jahre Nikolaus

Diesem Modell folgt Manfred Kroker, langjähriger bewährter Altdorfer Pelzmärtl und Nikolaus kaum noch. In den etwa 30 Jahren seiner Amtszeit hat er viel Erfahrung als pädagogische Instanz in der Adventszeit gewonnen, hatte auch seine Auftritte in Familien. Im privaten Bereich ist er aber nun nur noch im Bekanntenkreis aktiv. Eines aber hat er nie praktiziert: Kinder sollten auf keinen Fall Angst vor ihm haben, vom schlechten Gewissen geplagt werden. „Kinder sind Kinder“, die sollten sich nicht vor dem Nikolaus fürchten, findet er. Wenn er jemandem die Leviten liest, dann sind das die Eltern. Hat er den Eindruck, dass die sich nicht genug Zeit für ihren Nachwuchs nehmen, dann werden schon mal „die Eltern ermahnt, nicht die Kinder“.

Vertrauen fassen

Heute ist der 61-Jährige meist in Kindergärten oder Vereinen als Nikolaus oder auch mal als Pelzmärtl tätig. Dann schlüpft er in den roten Mantel und setzt sich als Nikolaus die Bischofsmütze auf, nimmt Stab, Sack und Goldenes Buch zur Hand und marschiert mit umgehängtem Bart zum adventlichen Event, gern auch im Freien, wie zum Beispiel zur Feier des Fürstenschlagvereins. Da lässt er sich von seinen Helfern mit Fackeln begleiten, von Bläsern musikalisch ankündigen und sorgt in nächtlicher Umgebung für eine besonders feierliche Stimmung.

Zum traditionellen Prozedere gehört auch heute noch das Geschichtenerzählen oder Vorlesen, das Aufsagen von Gedichten und das Singen von Weihnachtsliedern. Als Pelzmärtl trägt er ein anderes Kostüm und hat ausnahmsweise eine Rute dabei. Die aber gibt er gleich zu Beginn den Kindern, denn „die brauche ich ja nicht“, ist er sich sicher. Sollte dennoch ein Kind Angst vor ihm zeigen, versucht er das Vertrauen zu gewinnen, indem er ihm die Hand – ohne Handschuh – schüttelt. Hilft auch das nicht, bedrängt er die Kleinen nicht weiter und wartet ab, bis sie von selbst Vertrauen fassen. Doch verängstigte Kinder kommen in seiner Gegenwart selten vor. Und zum Schluss, auch so will es die Tradition, gibt es natürlich in jedem Fall Geschenke.

Der eigene Papa als Nikolaus

Erstaunlicherweise wurde er noch nie enttarnt, obwohl die ältesten der Kinder zwölf, dreizehn Jahre alt sind. Nicht einmal die eigene Tochter hat im Alter von sechs Jahren gemerkt, dass der Nikolaus, auf dessen Schoß sie da saß, der eigene Papa ist. 30 Jahre Nikolaus-Erfahrung sind ein lange Zeit, doch ans Aufhören denkt Kroker noch nicht, zu viel gibt ihm diese besondere Rolle in der Vorweihnachtszeit. Und zu den schönsten Erfahrungen gehört es für ihn, wenn Kinder, für die er vor langer Zeit schon der gütige Nikolaus war, nun bereits mit ihren eigenen Kindern zu seiner Nikolaus-Performance kommen.

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