Laufer Schauspieler als Bösewicht in „Macho Man 2“

Als eiskalter Killer auf der Leinwand

Breite Schultern, entschlossener Blick: Der Schauspieler Bülent Babayigit aus Lauf posiert vor dem Filmposter von „Macho Man 2“. | Foto: Kirchmayer2017/09/Bulent-Babayigit-Macho-Man-2-e1506615058561.jpg

LAUF — In der Türkei ist er schon ein Star, in Deutschland ist Bülent Babayigit aus Lauf weitgehend unbekannt. Das soll sich jetzt ändern: Der Schauspieler hofft als Bösewicht im Kinofilm „Macho Man 2“ auf den Durchbruch.

Türkische Fernsehzuschauer kennen ihn als „Tötungsmaschine“ (Babayigit über seine Rolle) aus der Serie „Tal der Wölfe: Hinterhalt“, in Deutschland wurde er bisher vor allem als strenger Familienvater ge­castet. Wer Bülent Babayigit bei einem Kaffee im „Hugo“ in Lauf gegenübersitzt, nimmt dem 47-Jährigen die zweite Rollenbeschreibung eher ab. Durch seine breiten Schultern und den durchdringenden Blick hat der knapp 1,90 Meter große Schauspieler etwas Einschüchterndes, aber der Türke kommt dennoch eher gesellig als gefährlich rüber. „Im wahren Leben kann ich keiner Fliege etwas antun“, sagt der Laufer und grinst.

Im Kino ist Babayigit aktuell aber als skrupelloser Schurke zu sehen. In „Macho Man 2“, der Fortsetzung des Trash-Actionstreifens von 1985, spielt er einen Organhändler. Erneut an Bord sind die Hauptdarsteller aus dem ersten Teil, der spätere deutsche Kickboxmeister und Bodyguard Peter Althof und der deutsche und europäische Boxmeister René Weller. Das Original gilt gemeinhin als einer der schlechtesten Filme aller Zeiten und floppte im Kino, hat aber vor allem in Nürnberg eine große Fangemeinde. Beim Sommernachtfilmfestival in der Katharinenruine in Nürnberg erfreut sich „Macho Man“ jedes Jahr aufs Neue großer Beliebtheit. „Es ist ein Kultfilm“, findet Babayigit.

Bei Teil 2 soll es von Beginn an anders laufen. In vier Kinos im Cinecitta in Nürnberg feierte der Film am Mittwochabend Premiere, die rund 1600 Plätze waren ausverkauft. Neben Babayigit sind auch Ex-Boxer Axel Schulz, der Comedian Bembers und der Ex-Club-Profi Andreas Wolf zu sehen.

Rumblödeln in einer Drehpause: Babayigit mit Bodyguard Peter Alt­hof samt Filmrequisite. | Foto: Privat2017/09/Bulent-Babayigit-Macho-Man-2-Foto-Privat-2.jpg

 

„Der Film wird mein Durchbruch sein, davon bin ich überzeugt“, sagt Babayigit und schwärmt von den Dreharbeiten in Tschechien, in Nürnberg und am Gardasee. Auf seinem Smartphone zeigt er Bilder, auf denen er mit Peter Althof und René Weller mit Waffenattrappen in Drehpausen posiert. Kennengelernt hat er Alt­hof Anfang der 90er-Jahre beim gemeinsamen Kampfsporttraining. Babayigit hat selbst den schwarzen Gürtel in Taekwondo. An eine Filmkarriere dachte er damals noch nicht.

Geboren ist Babayigit in einem kleinen Ort bei Ankara, mit sieben Jahren kam er nach Lauf. Er besuchte die Bertleinschule, später wieder in der Türkei ein Gymnasium und im Anschluss begann er ein Studium der Germanistik und Politik an der Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen. Nachdem er als junger Mann nebenher modelte, versuchte er sich nach seinem abgebrochenen Studium in der Immobilienbranche – und scheiterte. Auch seine Ehe ging in die Brüche. „Ich musste mein Leben umkrempeln“, sagt der Laufer nachdenklich. Dabei half Babayigit der Zufall. Bei einem Treffen mit seinem Kumpel Pino Fusaro, einem ehemaligen Nürnberger Promiwirt, entschloss sich Babayigit 2012, auf den Jakobsweg zu gehen. Rund 3000 Kilometer legte der Moslem von Nürnberg bis Santiago de Compostela im nordwestspanischen Galicien zu Fuß zurück. Fusaro begleitete ihn zunächst. Bald wurden die Bild-Zeitung und andere Medien auf die für einen Moslem ungewöhnliche Pilgerreise aufmerksam.

Abgesehen von den Interviews aber hatte Babayigit viel Zeit zum Nachdenken. Und beschloss, es mit dem Schauspiel zu versuchen. „Setz‘ dir etwas in den Kopf, geh‘ und tu es“, lautet sein Credo. In der Türkei bewarb er sich für eine Rolle in „Tal der Wölfe: Hinterhalt“, einer im Nahen Osten äußerst populären Actionserie. Überraschend bekam er eine Nebenrolle als Bösewicht, wurde über Nacht bekannt. Nach einigen Folgen ereilte seinen Charakter der TV-Tod, doch noch heute werde er von Türken in Deutschland auf die Rolle angesprochen.

Seitdem versucht er sein Glück hierzulande. „In der Türkei habe ich gemerkt, dass ich mehr Deutscher bin als Türke“, erklärt er seine Rückkehr. Ein paar kleine Rollen, meist als türkischer Vater, kamen seitdem dazu. Schauspielerei sei für ihn „learning by doing“, sagt Babayigit. „Es fällt mir leicht, mich in Charaktere hineinzuversetzen.“ Seit vier Jahren wohnt er wieder in Lauf, „der schönsten Kleinstadt der Welt“, wie er sagt.

Doch sollte es klappen mit der Film- oder TV-Karriere, könnte damit bald Schluss sein. Dann müsste das selbsternannte „Laffer Bimbala“ zumindest zeitweise nach Köln oder Berlin ziehen, wo die meisten deutschen Produktionen entstehen.

Für die Premiere von „Macho Man 2“ hatte sich immerhin Til Schweiger angekündigt. Dem Schauspieler und Produzenten will Babayigit ein gemeinsames Projekt vorschlagen. Der Laufer ist voller Zuversicht. „Als Schauspieler ist man ab 40 erst für viele Rollen interessant“, glaubt er. Vom Typ könnte der charismatische 47-Jährige glatt als türkischer Mario Adorf durchgehen. Man darf gespannt sein, ob das die deutschen Produzenten auch so sehen.

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