NÜRNBERGER LAND – Sie sind die ersten, die kommen, wenn’s „brennt“: die Ersthelfer des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK), Rettungsdienste und Feuerwehren. Doch für schnelles Handeln in schwierigen Situationen braucht es jede Menge Erfahrung und Übung. Letztere dürfen die Wehren in Bayern jetzt auch wieder praktizieren.
Seit 15. Juni dürfen die Feuerwehren in Bayern wieder zusammen trainieren, zumindest in Gruppen mit maximal neun Personen. Bei größeren Einheiten üben die Gruppen dann räumlich getrennt voneinander. Denn: Auch wenn wieder ausgebildet werden darf, die Abstandsregelungen und Hygienemaßnahmen gelten trotzdem, sagt Kreisbrandrat Norbert Thiel. „Im Einsatz tragen wir Mund-Nase-Schutz. Wenn wir mit Verletzten oder Unfallbeteiligten arbeiten, wechseln wir zu FFP2-Masken.“
Von März bis Mitte Juni haben die Feuerwehren gar nicht geübt, jetzt gebe es viel nachzuholen, so Thiel. So geht es vielen Wehren in ganz Bayern, die Fortbildungen an den staatlichen Feuerwehrschulen sind allerdings weniger geworden, weil der Platz für die Unterbringung der Teilnehmer fehlt – Stau ist also vorprogrammiert.
„Normale“ Übungen in vier Wochen
In rund vier Wochen sollen wieder „normale“ Übungen möglich sein, natürlich trotzdem mit allen geltenden Abstands- und Hygienemaßnahmen. Aber das sei verständlich, findet Thiel, denn Deutschland sei damit auf einem guten Weg, der Krise zu entkommen. Was in diesem Jahr ganz entfällt, sind die Leistungsabzeichen, feuerwehrübergreifende Turniere und Zeltlager der Jugend. Zwar dürfen die jungen Feuerwehrleute auch üben, doch Abzeichen gibt es vorerst keine.
Ab Anfang Juli finden auch bei der Freiwilligen Feuerwehr Alfeld wieder Übungen statt, sagt Kommandant Robert Lehnerer. Das Training ist geprägt von den Abstands- und Hygienevorschriften, wie sie derzeit überall zu lesen sind. Wenn möglich, üben die neunköpfigen Gruppen deshalb im Freien. Die Feuerwehrleute sind positiv gestimmt, dass sie endlich wieder üben dürfen. „Das Training ist bei uns eigentlich nie ganz eingeschlafen. Die vielen Einsätze haben uns für die neue Situation schnell sensibilisiert.“
Phantome als Übungspartner
Auch Ersthelfer und Rettungsdienst des BRK wiederholen regelmäßig, um im Ernstfall einsatzbereit zu sein. Die Sanitäter im Rettungsdienst haben auch in den vergangenen Monaten in Kleingruppen an Phantomen geübt, allein schon wegen der Auszubildenden. Zudem stand viel Theorie auf dem Lehrplan, der auch mit Abstand- und Hygieneregeln einzuhalten ist.
Erste-Hilfe-Kurse gab es hingegen ab Anfang März keine mehr, erst in dieser Woche laufen sie langsam wieder an. Die Auflagen sind streng: Jedem Teilnehmer stehen vier Quadratmeter zur Verfügung, dem Ausbilder zehn Quadratmeter. Auf praktische Übungen wird so weit wie möglich verzichtet, stattdessen arbeiten die Teilnehmer vor allem mit digitalen Medien. Durch die Regelungen sinkt die Teilnehmerobergrenze und damit auch die Einnahmen. Ab August steigen daher die Preise der Erste-Hilfe-Kurse, zum Beispiel für den bevorstehenden Führerschein, von 40 auf 50 Euro, sagt Markus Deyhle, Kreisgeschäftsführer vom BRK-Kreisverband Nürnberger Land.
Weniger Einnahmen, mehr Ausgaben
Eine Bilanz kann Deyhle noch nicht ziehen: „Beim Blick in die Zukunft brauchen wir noch immer die Glaskugel. Klar ist: Wir hatten weniger Einnahmen und mehr Ausgaben in den vergangenen Monaten.“ Es gibt auch gute Nachrichten: Der Rettungsdienst hatte weniger Einsätze und die Anzahl der planbaren Krankenfahrten ist gesunken. Die Zusammenarbeit mit den Behörden war ebenfalls sehr gut, so Deyhle: „Wir waren mit den Ämtern vernetzt, so dass es einen regen Informations- und Materialaustausch, wie für Handschuhe, Kittel oder Masken, gab.“