„Perlen für das Volk“

„Söder-Zapferl“ und die Suche nach dem Glück

Gesunde gibt es nicht, nur unzureichend Untersuchte. Wer’s glaubt, zahlt zur Belohnung das Chalet des Arztes mit ab. | Foto: Voss2016/05/db-coupletauftritt2.jpg

ALTDORF – Der „World Happiness Report“ war das augenzwinkernde Leitmotiv der „Perlen für das Volk“, die die Couplet AG im Kulturkreis unter der Schirmherrschaft von Getränke Münz darbot. Das Publikum in der Aula der Mittelschule amüsierte sich zwei Stunden lang köstlich.

Frontmann und Couplet AG Gründer Jürgen Kirner, Bianca Bachmann, Bernhard Gruber und Berni Filser schauen dem Volk mit großem Vergnügen aufs Maul, um ihr Musikkabarett im allerbesten Wortsinn zu Volkes Stimme werden zu lassen. Zotige Gratwanderungen dies- und jenseits der Gürtellinie gehören dazu ebenso wenig wie „Brutalo-Gags“, ein Vorwurf, den Lisa Fitz sich einmal gefallen lassen musste.

Die Couplet AG fasst das in Worte, was viele bewegt, und ist dabei herrlich unverschwurbelt. Da wird ein Horst Seehofer zu „Horsti Hasenbein“, dem „bayerischen Überraschungsei“, der Oxytocin durch Klimaanlagen schleust, damit sie ihn endlich lieben, die Menschen. Jürgen Kirner haucht an diesem Abend zentralen Charakteren mit Hingabe Leben ein und er kann sie alle: Herausragend sein hyperventilierender Dr. Kudernak, dem immer mal wieder etwas fehlt, gelegentlich auch eine Niere, hinreißend auch seine Verkörperung des Mafioso Pschesenik. Jedes Detail passt, sei es nun der sekündliche Griff in den Schritt, die Kunstlederjacke oder der alkohol- und zigarettengeschwängerte Tonfall mit perfektem Akzent.

Beinahe-Klassiker

Der Beinahe-Klassiker „Do bin i dahoam“ mausert sich an diesem Abend zum pointierten Running Gag, dessen Spektrum von „Günni vom Wertstoffhof“ bis hin zum Missbrauch Jugendlicher durch Geistliche reicht. Politik geht die Couplet AG ganz bewusst plakativ an, mehr als einmal gehört dazu die AfD, von der man ja wisse, wo sie hingehöre, schließlich habe sie die Bundesvorsitzende der Partei selbst als „Fieberthermometer Deutschlands“ bezeichnet. Und gegen alle weiteren Unwägbarkeiten des Lebens empfiehlt die Couplet AG ein „Zapferl Söder Rektal“ als Naturprodukt, das „kleine Würschterl groß macht“.

Das Themenspektrum der Musikkabarettisten ist ein weites und nicht unbekanntes, so bleibt dem Publikum genug Zeit, um sich auf die schwungvolle Szenenabfolge einzulassen. Bianca Bachmann gibt genüsslich die Latte-Macchiato-Mutter, die ihrem Fötus Coco Pascal pränatale Frühförderung angedeihen lässt. Sei es als semi-seriöse Ärztin, die beinahe ernsthaft postuliert, dass es schließlich keine Gesunden gibt, sondern nur „unzureichend Untersuchte“, als „allzeit für den Transfer bereite“ Spielerfrau im Minirock oder gar (junge) Männer mordende Russin: Ihr Spaß an der Sache wird ebenso deutlich wie ihr schauspielerischer Hintergrund. Das begeisterte Publikum erklatscht sich am Ende zwei Zugaben und honoriert damit vier Künstler, deren kommendes Projekt ungehörte Couplets von Karl Valentin sein werden. „I wui doch bloß, dass d’ Leut in d’ Vorstellung neigenga und lacha“, hat Valentin mal gesagt. Klingt gut.

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