HERSBRUCK – Ein halbes Jahr nach der Gründung des Vereins Kulturbahnhof Hersbruck fand nun das erste Konzert in den Räumlichkeiten des ehemaligen „…na und“ statt: Angela Aux stieg am rechten Bahnhof aus, im Gepäck nur eine Gitarre und einen Haufen schräger Folksongs.
„Angela Aux“, so heißt die Bühnen-Kunstfigur des Münchener Musikers Florian Kreier, ausgestattet mit Perücke, Baseballcap und buntem Kleidchen. Er machte Hip-Hop mit „L’egojazz“, Pop mit „Aloa Input“. Seine Gedichte wurden unter dem Pseudonym Heiner Hendrix veröffentlicht.
Die vielen Facetten des Künstlers spiegelten sich auch in seinem Auftritt wider. Traurige Momente wie in dem Song „Dreamt of the Death of a Friend“ trafen auf ein krudes Gedicht zur Lage der Nation. Eine Coverversion von Leonard Cohen folgte auf die eigenwillige Kombination von „Sunshine Reggae“ mit Nachrichten aus dem Prekariat: „Ich hab’ den Job nicht bekommen“. Anstelle der lautstarken Wertschätzung für die Darbietung durch Klatschen zog der Bühnenkünstler leises Pfeifen vor.
Applaus für Abwesende
Das Rockkonzert-Klischee von der Vorstellung der Bandmitglieder zerlegte Angela Aux, indem der an diesem Abend solo performende Künstler seine Begleitmusiker – allesamt abwesend – enthusiastisch bekannt machte. Und ausgerechnet hier war nun frenetischer Applaus erwünscht.
Der Konzertabend steckte voller solcher Brüche. Nicht von der Art, dass einem das Lachen im Hals stecken blieb, sondern eher so, dass ernste Themen im nächsten Moment mit einem subtilen Witz, gleich einem Zwinkern, entschärft wurden. Der Künstler war die Sympathie des Publikums sicher, und so entstand allen Hygiene- und Abstandsregeln zum Trotz doch eine heimelige Atmosphäre.
Gäste auch von außerhalb
Fast konnte man vergessen, dass die Nachbarin oder der Nachbar in jeder Richtung anderthalb Meter entfernt saß. Alle Plätze waren belegt, und gerade weil keine Menschenfülle im Raum erlaubt war, zählte jeder einzelne Gast. Sogar von außerhalb des Landkreises waren Leute angereist, die den im Münchener Raum omnipräsenten Musiker in Mittelfranken erleben wollten.
Eine rundum gelungene erste Musikveranstaltung also, die Lust auf das nächste Ereignis im Kulturbahnhof macht: Am 2. Oktober um 19 Uhr folgt die erste Lesung, auch hier geht es um Musik: Jan-Niklas Jäger liest aus „Sex Revolts: Gender, Rock und Rebellion“. Man darf gespannt sein.