Aus der Not eine Tugend

Blues in der Montagehalle

Für das Konzert mit Thorbjørn Risager wird die Montagehalle komplett leer geräumt. Margit Meier, Jörg Hofmann und Hermann Meier (v.l.n.r.) beratschlagen sich vor Ort. | Foto: Hornung2016/09/Ludersheim-Soulbuddies-Meier.jpg

LUDERSHEIM – Als die SoulBuddies vor vier Jahren begannen Konzerte zu organisieren, gab es in Altdorf weder eine Stadthalle noch einen anderen geeigneten Veranstaltungsort. Vom Mangel eines solchen Ortes wollten sich die Musikliebhaber jedoch nicht bremsen lassen und beschlossen die unterschiedlichsten Winkel und Räume Altdorfs zur Bühne zu machen. Für das nächste SoulBuddies-Konzert mit Blues-Musiker Thorbjørn Risager und seiner Band The Black Tornado am 23. September räumt die Ludersheimer Firma Fahrzeugbau Meier ihre große Montagehalle aus.

Was ursprünglich aus der Not heraus geboren wurde – nämlich die Durchführung von Konzerten an außergewöhnlichen Spielorten im Raum Altdorf – ist mittlerweile zum Markenzeichen der SoulBuddies geworden. Ein SoulBuddies-Konzert hat nicht nur im übertragenen Sinne, sprich musikalisch, das Potenzial neue Räume zu öffnen, sondern führt sein Publikum – zumindest als Konzertbesucher – auch wortwörtlich und ganz physisch an einen außergewöhnlichen Ort. Vergangene Events haben in einem Betsaal, einem Parkhaus, einer Fußgängerpassage, in einer Kirche, hinter einer Kirche, auf einer Baustelle (im Garten der Anker-Wirtschaft), in Kellerkneipen wie dem Brauhaus Altdorf oder Gaststätten wie dem Roten Ross stattgefunden.
Etwa sechs Konzerte veranstalten die SoulBuddies im Jahr. Das Prozedere ist stets ähnlich. Schritt eins: Suche eines konzerttauglichen Ortes. Schritt zwei: Suche eines zum Ort passenden Künstlers. Schritt drei: Produktion des Konzerts.

„Bei der Suche des Orts ist Kreativität gefragt“, sagt Gründungsmitglied Günther Kraußer. „Es gilt, Augen und Ohren offen zu halten. Der Ort muss zwischen 100 und 350 Besucher fassen können und der Jahreszeit entsprechen. Da ist es nicht immer einfach etwas Passendes zu finden.“ Zudem haben sich die SoulBuddies zum Ziel gesetzt, jedes Jahr mindestens einen neuen Veranstaltungsort sowie ein neues Veranstaltungsformat auf ihre Liste setzen zu können.

Ein starkes Team

Eine ebenso große Herausforderung wie die Suche nach einer geeigneten Konzertstätte, so Kraußer, ist mittlerweile die Produktion einer Veranstaltung. Aus der losen Gruppe der zwölf Gründungsmitglieder ist ein eingetragener Verein mit 37 Aktiven und einer Vielzahl an „Sympathisanten in zweiter Reihe“ geworden, die sich ehrenamtlich für Musikkultur im Raum Altdorf engagieren und organisiert werden wollen. Aber der Verein wächst und lernt dazu. Seine Mitglieder haben sich in sechs Gruppen aufgeteilt, in denen sie sich einmal wöchentlich treffen: angefangen vom Bereich Programmplanung, über Öffentlichkeitsarbeit bis hin zu Bühne und Licht.

Mit der Firma Fahrzeugbau Meier in Ludersheim haben die SoulBuddies bereits vor zwei Jahren das erste Mal kooperiert. Damals ist die äthiopische Afro-Jazz-Sängerin Minyeshu aus Amsterdam aufgetreten. „Wir wollen Neues nach Altdorf bringen“, schreiben die SoulBuddies auf ihrer Website und auch die Firma Meier gibt auf ihrem Internetauftritt an „völlig neue Wege“ gehen zu wollen. Unternehmen und Musikverein haben also etwas gemeinsam: Sie wollen sich immer wieder neu erfinden.

Die Welt zu Gast in Altdorf

2001 von Hermann Meier gegründet, hat sich die Firma Meier zu einem europaweit führenden Spezialisten für Reisemobiltechnik und vom Ein-Mann-Betrieb zum 70 Mitarbeiter starken Arbeitgeber in der Region entwickelt.
In Ludersheim verpassen die Fahrzeugbauer Reisemobilen aus aller Welt ein neues Fundament. Die Meiers – auch Ehefrau Margit und die Söhne Matthias und Alexander arbeiten im Betrieb mit – sind eine erfinderische Ingenieursfamilie. Ein Forschungsprojekt mit der Uni Ilmenau lässt weitere Innovationen erwarten.

Für das Konzert des Dänen Risager am 23. September wird nun eine der Hallen auf dem Firmengelände – das seinen Besuchern ausreichend Parkplätze und eine gute S-Bahn-Anbindung bietet – die große Montagehalle, die zur Zeit noch voller Fahrzeugteile, Regale, Wägen und Werkzeug ist, leer geräumt.
Blues-Brothers-Feeling

„Dort hinten wird die Bühne stehen.“ Kraußer zeigt auf den Arbeitsbereich hinten links, der momentan noch von Automobilen und Gabelstaplern beparkt ist. „Einige Stühle wird es geben, aber der Großteil der Fläche soll offen bleiben.“ „Wir wollen, dass alles sehr ungezwungen ist“, ergänzt Jörg Hofmann, der das besondere Flair der Fabrikhalle schätzt.

Nach dem Konzert legt Walter Augustin aka DJ Wild Bill Kelso auf. Das kulinarische Programm gestaltet „Der Schweinemann“ mit seinem Food Truck und frischer Sau vom Grill.

Neben den SoulBuddies unterstützen die Meiers auch andere Kultur- und Sportvereine, so wie auch die SoulBuddies Unterstützung von weiteren 15 Partnern erhalten. Man schätzt den „normalen, bodenständigen Umgang“ miteinander. Und es gibt eine gemeinsame Vision: Blues-Brothers-Feeling in Ludersheim. „Hier was zu organisieren, ist das Gegenteil von einer Notlösung“, findet Kraußer.

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