7000 Jahre mit dem gleichen Mann?

Andrea Lipka im Heuhotel, hier mit Chanel-Köfferchen. Foto: S. Fuchs2012/02/5_2_3_2_20120215_LIPKA.jpg

VORRA — Wer gegen die Kultsendung „Fasnacht in Franken“ konkurrieren will, muss schon mit einem besonderen Programm aufwarten können. Dass dies durchaus möglich ist, zeigte die Kabarettpreisträgerin Andrea Lipka mit ihrem Solo „Das Schweigen der Männer“ vergangenen Freitag in Vorra. Nicht nur Veitshöchheim konnte an diesem Abend ein volles Haus verzeichnen, sondern erfreulicherweise auch das Heuhotel „Fischbeck“.

Der Schnaittacherin, in ihrem kurzen Schwarzen auch optisch sehr beeindruckend, gelang es von Anfang an, das in Überzahl anwesende weibliche Geschlecht für sich einzunehmen. Sie empfahl den männlichen Begleitern, an diesem Abend das zu tun, was sie am besten können: nämlich zu schweigen. Auch wenn die Frauen dagegen in einer Beziehung deutlich mehr sprechen würden, würden sie aber nie direkt sagen, was sie wollten.

Mit stets passenden und schnell wechselnden Verkleidungen schlüpfte sie nacheinander u. a. in die Rolle der biblischen Eva mit dem Feigenblatt, in eine achtjährige Göre, einen verlassenen Ehemann und in ihre Lieblingsfigur, die Kultputze „Rumpler“. Amüsante, aber gleichwohl auch nachdenkliche Liedtexte lockerten das Programm auf. Das Publikum bekam Szene für Szene mit feinem Humor die wahren Unterschiede zwischen den Geschlechtern aufgezeigt.

So hätten Forschungen zwar ergeben, dass das Gehirn des Mannes etliche Gramm schwerer sei, aber „er wiegt ja auch deutlich mehr!“ Ausgiebig befasste sich dann „Eva“ mit ihrer Situation im Paradies („seit 7000 Jahren mit dem gleichen Mann!“). Vieles in der Bibel sei falsch übersetzt worden: So habe man im Garten Eden, der ja bekanntlich im Nahen Osten lag, noch gar keine Äpfel gekannt. Und überhaupt, Gott habe nur Adam den Verzehr verboten, zu dieser Zeit sei sie ja noch Rippe oder besser „Seite“ ihres Mannes gewesen. Letztlich sei im Hebräischen die Schlange männlich. Auch würden Gott und Adam zusammenhalten, sonst gäbe es als elftes Gebot: „Du sollst nicht schnarchen!“

Politische Themen außen vor lassend, sendet Lipka dann als achtjähriges Mädchen ihren fernsehsüchtigen Eltern per SMS einen Gute-Nacht-Gruß aus dem Nachbarzimmer. Überhaupt die neuen Medien, die uns immer mehr vereinnahmen: Lipka kennt Paare, die sogar das Liebesspiel unterbrechen, um die neuesten Facebook-Nachrichten nicht zu verpassen. Die Zuhörer toben, ist doch Vieles, was Lipka mit Witz und Scharfblick überzeichnet, aus dem vollen Leben gegriffen.

Munter geht es nach einer Pause weiter mit einem verlassenen Ehemann, der sich an vergangene Zeiten mit langen Haaren, Jeans und Motorrad erinnert, und mit der fränkischen Putzfrau Elfriede R. Sie gibt ausnahmsweise auch Einblicke in die weibliche Denkweise. Was gäbe sie darum, wie ihr Mann sagen zu können: „Oh Gott, wie bin ich schön!“, wenn er mit Glatze und Bierbauch vorm Spiegel steht. Sie klärt auch darüber auf, warum die Intelligenz auf dem (weiblichen) X-Chromosom sitzt und warum es so gut wie keine Anglerinnen gibt: „Wer kann schon vier Stunden und länger still auf einem Platz sitzen und vor sich hinstarren?“ Das pointenreiche, den permanenten Geschlechterkampf (oder -unterschied) schildernde Programm umfasst zahllose Facetten des Alltags; man muss die Kabarettistin mit ihrer Leidenschaft, ihren Gefühlsausbrüchen und ihren Zwiegesprächen einfach erlebt haben. Dann versteht man auch ihren blanken Neid auf Tausendfüßler besser. Warum? „Weil die Frau nicht zu viele Schuhe hat, sondern zu wenig Füße!“ Der wunderbare Abend endete mit einer liebevollen Empfehlung an alle Ehepaare und Partnerschaften: „Pflegen Sie Ihren Garten der Liebe reichlich, sonst mäht das Gras eine andere!“

Das Stück „Das Schweigen der Männer“ ist im festen Programm der Kulturstätte Tausendschön in Schnaittach zu sehen.

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