Sie alle haben den Alkohol besiegt

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ENGELTHAL (kh) — Jeden Herbst kommen in der Frankenalb-Klinik Engelthal seit vielen Jahren ehemalige Alkoholpatienten zusammen, die hier eine Entzugstherapie erfolgreich durchlaufen und der Sucht seitdem erfolgreich widerstanden haben.

Chefarzt Dr. Thomas Kraus freute sich, über 200 ehemalige Patienten in der festlich geschmückten Turnhalle zu begrüßen. 16 dieser Männer und Frauen, die seit zehn, 15 und 20 Jahren dem Alkohol entsagen, zeichnete der Chefarzt zusammen mit dem Vorstand des Kommunalunternehmens Bezirkskliniken Mittelfranken, Werner Siemon, für ihren langen, erfolgreichen Kampf gegen die Sucht aus.

Eine besondere Ehrung wurde Gerhard Angermann zuteil. Ebenfalls ein ehemaliger Alkoholpatient, hat er in den vergangenen 20 Jahren als Leiter des Intensivkurses seine persönlichen Erfahrungen vielen Patienten in der Klinik nahe gebracht, als diese ganz am Anfang ihres stationären Entzugs standen. Aus gesundheitlichen Gründen kann er diese ehrenamtliche Tätigkeit aber leider nicht mehr weiterführen.

Siemon erinnerte in seinem Grußwort daran, dass die Alkoholstation in der Frankenalb-Klinik heuer seit 30 Jahren besteht. Er drückte den Geehrten und allen anderen Frauen und Männern, die einst hier den ersten Schritt in ein neues Leben ohne Alkohol gemacht haben, seinen Respekt aus, diesen dornenreichen Weg bis zum heutigen Tag erfolgreich gegangen zu sein: „Nutzen Sie die Gelegenheit zu Kontakten“, legte Siemon den Betroffenen nahe, weiter alle ambulanten Hilfsmöglichkeiten zu nutzen und sich gegenseitig mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.

Dr. Kraus schilderte die Situation in Deutschland. So schätzt die Deutsche Hauptstelle gegen Suchtgefahren etwa zehn Prozent der Bevölkerung (rund acht Millionen Menschen) als stark alkoholgefährdet ein. Über 2,5 Millionen davon sind behandlungsbedürftig. Die Zahl der stark alkoholgefährdeten beziehungsweise alkoholkranken Kinder und Jugendlichen wird auf 500.000 geschätzt, Tendenz steigend. Kraus wies auf die professionellen Hilfsmöglichkeiten hin. So ist die Frankenalb-Klinik eine von 157 stationären Suchtkrankenhäusern in Deutschland. Daneben gibt es 743 ambulante Einrichtungen.

Der Chefarzt erinnerte daran, wie wichtig es für die Patienten – neudeutsch inzwischen Rehabilitanden genannt – ist, sich immer wieder zu erinnern, wie bei diesem Jahrestreffen, und sich gegenseitig zu unterstützen. Ein Aspekt des Tages war daher dem Erfahrungsaustausch in Themengruppen gewidmet, zu denen sich die früheren Patienten am Vormittag zusammengefunden hatten.

Musikalisch umrahmt wurde das Zusammensein vom Männergesangverein „Sängerlust“ Kirchensittenbach. Der brachte unter anderem das Lied: „Gut wieder hier zu sein …“ dar. Ein Lied, das für die Patienten eine besondere Bedeutung hat, werden im Text doch die eigenen Gefühle zum Ausdruck gebracht, wie in folgender Zeile: „Mit meinen Wünschen, mit meinen Fragen fühle ich mich nicht allein.“

Und auch der Gruß, den Dr. Kraus allen mit auf den Weg gab: „Auf Wiedersehen bis zum nächsten Jahr“, hat für die „Ehemaligen“ eine ganz eigene Bedeutung, nämlich der Geißel Alkohol dann wieder ein Jahr länger widerstanden zu haben.

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